Dolomieu war ein Entdecker. Ein neugieriger Mensch und ein sehr guter Beobachter. Ende des 18. Jahrhunderts besucht der Geologe die Gebirge Italiens und Tirols. Auch die Berge rund um Sterzing. Dort hat er 1789/1790 erstmals Kontakt mit den „bleichen Steinen“ in den Seitentälern des Wipptals. Sie faszinieren ihn.
Später durchstreift Dolomieu die Berge zwischen Brixen und Belluno. Er untersucht die mineralogische Zusammensetzung der Zinnen und Zacken. Es ist ein besonderes Kalksteingemisch, das Dolomieu findet. Ihm zu Ehren tragen Drei-Zinnen, Geislerspitzen, Marmolada und Co. den Namen Dolomiten. Ihnen verdankt der Geologe also einen Teil seiner Bekanntheit bis in die Gegenwart.
„Sind es Adler?“
Ich marschiere zunächst durch herbstlich bunten Wald. Goldgelb leuchten die Lärchen durch den dichten Fichtenwald. In der Ferne grüßen die zum Teil schneebedeckten Stubaier Alpen. Der Pflerscher Tribulaun ragt wie ein steingewordener Zahn in den grauen Himmel. Mit knapp 3.100 Metern ist er zwar deutlich niedriger als das Matterhorn in der Schweiz. Den Vergleich mit einer der wohl am häufigsten fotografierten Spitze muss der Tribulaun aber nicht scheuen. Ein wichtiger Unterschied: Am Tribulaun geht es deutlich ruhiger zu.
Während ich durch die Landschaft schlendere merke ich die Wirkung der Stille. Schnell finde ich das richtige Tempo. Die Sinne schärfen sich. An den Felsen am Wegesrand hängen Eiszapfen. Hier gluckst ein Rinnsal. Dort krächzt eine Krähe. Am Himmel kreisen zwei große Raubvögel. „Sind es Adler?“ Ich kann es nicht erkennen.