Der Mann, der keine Krusten mag

Der Mann, der keine Krusten mag

 11. Juli 2019

Unschlagbares Team: Habeler und Messner an der Yerupaja Ostwand, 1969 Quelle: Habeler

Eventoplena: Vor zwei Jahren, Peter, bist du quasi zu deinem 75. Geburtstag noch einmal durch die Eiger Nordwand geklettert. Mit dem inzwischen leider verstorbenen David Lama. Warum?

PH: Ich sage immer, dass man, je älter man wird, Krusten bildet. Mit 50 die erste, mit 60 die zweite und mit 70 hast du mit Sicherheit schon drei. Ich bin ein Mensch, der diese Panzer, diese Unbeweglichkeit nicht mag. Dann hat mich ein Fernsehsender gefragt, was ich mir zum 75. Geburtstag wünsche. Eine Torte, ein großes Fest? Nichts von dem wollte ich. Ich wünschte mir die Eiger Nordwand. Damit sprengte ich meine Kruste, zeigte, dass man auch im fortgeschrittenen Alter noch einiges anstellen kann. Der Tod von David Lama in diesem Frühjahr hat mich sehr, sehr traurig gemacht und gezeigt, dass das Leben sehr schnell vorbei sein kann. Vielleicht mache ich zum 80. die Eiger-Nordwand noch einmal. Auf jeden Fall möchte ich aktiv bleiben, und zwar solange es geht.

Auch eine Trekking-Route ist in den Zillertaler Alpen nach Peter benannt

Eventoplena: In Norddeutschland haben wir ja leider nicht so hohe Berge wie ihr in den Alpen. Dennoch ist die Sektion HH/Niederelbe eine der größten im deutschen Alpenverein. Woran liegt das deiner Ansicht nach?

PH: Vielleicht zieht Menschen an, was sie gerade nicht vor der Haustür haben. Für die Norddeutschen ist das Meer ja normal, die Berge weniger. Und ganz ehrlich: Berge sind doch nicht nur gefährlich. Sie sind wunderschön, diese Farben, die Formen, diese Fernsicht. Ich liebe sie. Bis heute gehe ich gerne auf einen Gipfel. Das hat auch etwas mit Freiheit zu tun.

Die Skischule und Bergführer-Station hat Habeler an seinen Sohn abgegeben.

HA: Aber in den Alpen ist es auch deutlich lauter, schriller und turbulenter geworden.

PH: Das stimmt. Da passieren leider sehr viele verrückte Dinge. Aber wer möchte, findet immer noch Stille und Abgeschiedenheit. Wenn ich mit Menschen in die Berge gehe, ich arbeite ja gelegentlich noch als Bergführer, dann versuche ich das zu vermitteln. Den Spaß und die Freude an der Natur. Und meistens gelingt mir das.

HA: Macht dich das zufrieden?

PH: Auch. Aber vor allem bin ich dankbar. In meinem Leben habe ich in vielen Situationen kritische Momente überstanden. Die hätten auch anders ausgehen können. Dass ich all das erlebt habe, dass ich das immer noch tun darf, dass ich gesund bin, dafür bin ich sehr, sehr dankbar.

Wiedersehen im September in den Bergen

Eventoplena: Peter, wann gehen wir zusammen ins Gebirge?

PH:Jeder Zeit. Ich bin dabei…

Eventoplena: Ok, dann im September. Vielen Dank für das Gespräch.

 

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