An den Buchen erkennen wir schon zarte Knospen. Sie werden bald aufbrechen und im schönsten frühlingshaften Hellgrün leuchten. Dann wird die Gegend hier zu einem Farbenrausch, spätestens, wenn auch die Rapsfelder zu blühen beginnen. Dann strahlt der Dieksee in sattem Blau und die Landschaft in prallem Gelb. Farbenrausch. Ein Meer aus Gelb und Blau und Grün. Doch jetzt leuchtet der See in mattem blau-grau. Und dennoch wirkt er einladend auf mich.

Wir suchen nach einer geeigneten Stelle, an der ich einsteigen kann. Schauen hier und dort und plaudern über dies und jenes. Ich erzähle Christine von der 1974er WM. Von der ersten Fußball-Weltmeisterschaft, die ich wirklich bewusst und nahezu lückenlos verfolgt habe. Mexiko 1970 – da war ich mit sechs Jahren wohl noch nicht reif genug. Aber 1974? Da sah ich zahlreiche Spiele im Fernsehen, spielte die Partien anschließend auf der Wiese vor dem Elternhaus mit meinen Kumpels nach. Ich als Sepp Maier im Tor, die anderen als Franz Beckenbauer, Paul Breitner, Uli Hoeneß und als Gerd Müller, der den Ball ein ums andere Mal in die Maschen haute.

Dass die WM damals für das Team um Bundestrainer Helmut Schön alles andere als gut begann, war uns ziemlich wurscht. Auch die historische 0:1-Niederlage gegen die Auswahl der DDR. Nur Beckenbauer und Co nicht. Nach dieser Klatsche raufte sich das Team in seinem Quartier in Malente zusammen und wurde am Ende durch den Sieg gegen die Niederlande Weltmeister. Der Geist von Malente war geboren. Lang ist es her. Als Bleibe für eine Fußball-Nationalmannschaft hat der Ort längst ausgedient. Heute steigen Neuer, Kroos und Trainer Löw nicht in Sportschulen ab. Sie bevorzugen 5-Sterne-Hotels mit allem Pipapo. Und ein Bad im kalten Dieksee? Das käme für die Millionen schweren Profis wohl erst recht nicht infrage.