Ich lese im Internet: „Früher einmal, da nutzten die Menschen den Königstein auch als Steinbruch.“ Erst 1833 steht die Mauer unter Schutz, knapp 50 Jahre nach dem Besuch von Johann Wolfgang von Goethe. Der Dichterfürst stattet ihrer Majestät, dem „Stein-König-König-Stein“ seinerzeit einen Besuch ab. Heute erinnern Goethestein und Bronzetafel daran. Ich stehe davor und erinnere mich an den Kinofilm „Werther“.
Darin geht es um den jungen Goethe, der nach seinem Roman „Die Leiden des jungen Werther“ zum Bestseller-Autor avanciert, in eine tiefe Sinnkrise stürzt und sich in den Harz aufmacht. Witzigerweise oder gewollt: Große Teile auch dieses Films entstehen tatsächlich hier im Harz, in Quedlinburg, nur wenige Kilometer von der Teufelsmauer entfernt. An diesem Ort, der mich in seinen Bann zieht. Die Fernsicht ist eindrucksvoll an diesem sonnigen Maitag. Die Türme des Halberstadter Doms tauchen schemenhaft am Horizont auf. Aus Thale höre ich die 12 Uhr-Mittagsglocke läuten. Weddersleben, Neinstedt und Warnstedt machen Siesta auf „Sachsen-Anhaltisch.“ Und ich schaue ins Land, ins weite Land, wo Raps und Flieder blühen, das Getreide in die Höhe wächst, und wo bis auf den Wind kaum etwas anderes zu hören ist. Nur selten knattert mal ein Motorrad in der Ferne, oder eine Kettensäge schrillt aus dem nahgelegenen Waldstück.
Um mich herum surren Bienen, Eidechsen kriechen und sonnen sich auf den Felsen, vor meinen Füßen schlängelt eine Blindschleiche ins Trockengras, Richtung „Schlangenecke“. Dorthin, wo sie als Echse eigentlich keinen Zutritt hat. Über mir, am Adlerfelsen, kreisen Falken. Auch Uhus sollen hier nisten und Gabelweihen, also rote Milane. Ich sitze auf einer
Bank, schaue den Greifvögeln zu, vergesse die Zeit, überlege, welche Sage zur Teufelsmauer mir denn wohl am besten gefällt. Dann nicke ich und flüstere mir zu: „Die mit dem Hahn ist es.“
„Vor grauer Zeit kam der Teufel mit dem Herrn überein, Gütertrennung vorzunehmen. Der Harz aber sollte sein Herrschaftsbereich sein. So wetteten sie miteinander, dass er das Gebiet haben dürfe, wenn es ihm gelänge, in einer einzigen Nacht eine Mauer darum zu ziehen, hoch schwer und eisern wie die Bauwerke der Kaiser. Gesagt, getan, das Mauerwerk wuchs in der Dunkelheit. Da ließ der Herr eine Bäuerin aus Timmenrode mit ihrem Hahn im Korb zu Markte gehen und sie über einen kleinen Kiesel stolpern. Da reckte der Hahn im Korb den Hals und begann zu krähen. Der Teufel glaubte, die Nacht sei zu Ende und schleuderte vor Wut den Schlussstein gegen das Bauwerk, so dass nur noch Bruchstücke stehenblieben.“
Ich bin mir sicher. So muss es gewesen sein. Teufel nochmal!!! Und nicht anders.
Danke für den Ihren Beitrag! Ausgezeichnet Blog.