In kleinen Kehren winden wir uns in die Höhe. Noch nieselt es nur. Dennoch sind Simon und ich schon klitschnass. Bergsteigen ist schweißtreibend. Dichte Wolken schieben sich über die Dolomiten. Von den zahlreichen Zacken und Zinnen ist nicht mehr viel zu erkennen. Vielleicht noch 300 Höhenmeter bis zur Mittagsscharte (2.597m), die die Zapfen des Sass Rigais (3025m) von denen der Großen Fermeda (2.873m) trennt. Der Regen wird stärker. Simon schaut sich um.
„Ich glaube, wir sollten uns doch einen Unterschlupf suchen“, flüstert er mir lächelnd zu. Wie er überhaupt ein freundlicher und höflicher junger Mann ist. Ein paar kurze schnelle Schritte querfeldein über das bröselige Kalkgestein. Und schon haben wir einen Felsvorsprung gefunden. Eine kleine Höhle. Gerade noch rechtzeitig. Denn die Tropfen sind mittlerweile mehr geworden und schwerer als eben noch. Es fängt zu schütten an. Rasch verkriechen wir uns in das felsige Loch. Kleine Rinnsale tropfen die scharfen Kanten hinunter. Dicke und dichte Wolken dienen als Vorhang. Windböen fegen um die Ecke. Nicht gerade kuschelig, aber halbwegs trocken. Noch…