Das Rauschen des Wassers kommt plötzlich. Simon und ich spitzen kurz die Ohren. Erst wird aus dem dünnen Rinnsal ein Bächlein und binnen kürzester Zeit setzt ein Wasserschwall ein, der den Unterschlupf flutet. Einfach raus. „Ich suche keine Abenteuer, sie entstehen einfach“, grinst Simon. „Aber das hätte auch ins Auge gehen können.“ In der Tat: Mit solchen Wassereinbrüchen ist nicht zu spaßen. Wir steigen ab in die Gschnagenhardt-Alm, am Fuße der Geislerspitzen.
Kurz bevor wir die Hütte von Familie Profanter erreichen, hört der Regen auf. Wir sind klitschnass und guter Laune, auch wenn wir nicht klettern konnten. „Aber das gehört dazu“, wissen Simon und ich. In den Bergen stoßen wir Menschen immer wieder an Grenzen. An topographische, physische, politische, gedankliche und vor allem an natürliche, die beispielsweise das Wetter vorgibt. „Wobei ich mit dem Begriff der allgemeinen Grenzen sehr vorsichtig umgehe“, sagt mein Begleiter, der als studierter Molekularbiologe ohnehin eine etwas andere Sicht auf die Natur hat. „Die Natur ist so kreativ und genial“, findet er. Respekt heißt eines von Simons Schlagwörtern, die er gerne benutzt. Demut ein anderes. Angst und Mut. Auch die findet der junge Mann ganz wichtig. „Angst und Mut sind zwei Seiten einer Medaille.“ Und deshalb spricht der 29-Jährige auch lieber von den eigenen Möglichkeiten, im Leben, im Job und am Berg.
Als Biologe, Naturmensch und Alpinist ist der Umweltschutz für Simon Messner ein extrem wichtiges Thema. „Denn wir sind ja Teil des Ganzen.“ Der Klimawandel, die Erderwärmung, die Müllproblematik, der Verbrauch von Rohstoffen, das gesellschaftliche Miteinander, die Nachhaltigkeit – „Das geht uns doch alle an. Aber ich gebe zu: Auch mein Beitrag könnte noch deutlich größer sein. Aber so sind wie Menschen eben auch.“