![](https://eventoplena.de/wpr/wp-content/uploads/2025/01/IMG_20241003_100534_edit_384055863663270-1024x768.jpg)
Tiefe Wolken hängen über der Alster. Sie verheißen Regen. Es tröpfelt leicht. Das Wetter hält Rainer Schulz und mich aber nicht davon ab, zu trainieren. Es ist ja nur Wasser. Das meiste davon geht eh daneben. Wir lachen und sind guter Dinge. „Sag an Meister“, flunkere ich den Box- und Personaltrainer an. „Erstmal Jabs zum Aufwärmen“, entgegnet der 61-Jährige.
![](https://eventoplena.de/wpr/wp-content/uploads/2025/01/IMG_20241003_105819_edit_384141478936695-628x1024.jpg)
Rainer Schulz nestelt kurz an seinem Hörgerät herum. Dann stülpt er die Pratzen über seine Hände und gibt Anweisungen. Sein Handicap merkt man ihm kaum an. Er ist seit seiner Geburt hochgradig hörgeschädigt. In Deutschland gibt es nach Angaben des Deutschen Schwerhörigenbundes rund 16 Millionen Menschen mit mehr oder weniger starken Beeinträchtigungen des Hörvermögens. 140.000 von ihnen sind so behindert, dass sie auf Gebärden-Dolmetscher angewiesen sind. 80.000 Personen gelten als gehörlos.
![](https://eventoplena.de/wpr/wp-content/uploads/2025/01/boxing-gloves-1709174_1920-1024x683.jpg)
Rainer Schulz nimmt auf beiden Ohren durch das Hörgerät zwischen fünf und zehn Prozent wahr. Nicht viel. Aber genug, um „ein Wanderer zwischen den Welten zu sein“, sagt er. „Zwischen der Welt der Hörenden und der Welt der Tauben.“ Ein ständiger Spagat. Ein mitunter anstrengender und spannungsgeladener. Zur Community der Gehörlosen zählt er nicht zu 100 Prozent, zur Gruppe der „Normal-Hörenden“ aber auch nicht.
Das Handicap als Chance
„Aus dieser Mittler-Rolle heraus hat sich Rainer Schulz eine besondere Position geschaffen. Er war und ist einer der ersten Fitnesstrainer in Deutschland, die sich auf Menschen mit akustischen Handicaps spezialisiert haben. Und er war nach eigener Aussage der erste schwerhörige Kameramann hierzulande. „Auf die Arbeit mit der Kamera bin ich durch meinen Vater gekommen. Er war in dieser Branche tätig“, erzählt Rainer. Nicht in visueller Gebärdensprache, sondern gut verständlich und hörbar. Diese Fähigkeit unterscheidet ihn von vielen Hörgeschädigten.