Wanderer zwischen den Welten

Wanderer zwischen den Welten

 11. Januar 2025

Stolperstein auf dem Weg

Die Schlüsselworte heißen DISZIPLIN und RESPEKT. Auch in der Schule für Hörgeschädigte. Die Lehrer bringen Rainer Schulz Lautsprache bei. „Diktate waren die Hölle“, schaut Rainer zurück. „Wir haben alles aufgeschrieben, verstanden haben wir nichts. Gebärdensprache war verboten.“

Rückblende: 1880 kommen in Mailand Lehrer von sogenannten Taubstummen-Anstalten aus ganz Europa zusammen. Dort beschließen sie, die Gebärdensprache abzuschaffen und ausschließlich Lautsprache zu lehren. Mit weitreichenden und diskriminierenden Konsequenzen für Hörgeschädigte. Erst in den 1950er und 60er Jahren setzen sich vor allem in den USA modernere Ansätze durch. Es dauert noch bis in die 1980er Jahre, bis die Gebärdensprache in Deutschland als Sprache anerkannt wird.

Internationale Gebärden

Gebärdensprache ist international, national und regional

Rainer Schulz empfindet das als echten Fortschritt, zumal es inzwischen Simultan-Dolmetscher im Fernsehen, auf Konzerten oder anderen Veranstaltungen gibt. „Das ist gelebte Teilhabe und erleichtert uns vieles.“ In Deutschland oder auch im Ausland. Es existiert international ein Grundwortschatz. Geht es ins Detail, wird es freilich wieder kompliziert. „In Bayern gebärden Gehörlose zum Teil anders als in Berlin oder Sachsen“, sagt Rainer. „Ja, es gibt Dialekte.“

Bild: Bundesverband der Dolmetscher & Übersetzer

Das hat der Boxtrainer auch während seiner Ausbildung zum Personaltrainer gemerkt. Die Idee, über den Sport eine Lebensgrundlage zu schaffen, hatte Schulz schon in den 1980er Jahren. Die Hauptschule hat er gerade abgeschlossen, eine Lehre als Dreher auch. Für ein Sportstudium braucht er noch die Mittlere Reife und Abitur. Dann die Hochschule. Alles in allem: Bis zu weitere acht Jahre an Schulen und Uni. Zu viel. Stattdessen geht Rainer für längere Zeit erst nach Australien, später in die USA.

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