Vorweg: Wir werden auf dem Weg so gut wie keinem Menschen begegnen. Das passt zum Dollberg, der sich trotz seiner topographischen Sonderstellung bescheiden zurückhält. „Er muss ein Saarländer sein“, merkt Frank mit einem Zwinkern an. „Tamtam ist uns fremd.“ Und Anna ergänzt: „ Wir lieben es eher ruhig und gemütlich.“
Da verwundert es auch nicht, dass in Otzenhausen ein kulturhistorischer Schatz lagerte, der einen Dornröschenschlaf schlummerte: der keltische Ringwall oder der Hunnenring, wie er im Volksmund heißt.
Bloß mit den Hunnen hat dieses Bauwerk nichts zu tun. Wohl aber mit den Kelten. Jenem Volk, das vor mehr als 2.000 Jahren weite Teile Europas besiedelte. Von Portugal bis Bulgarien und von Irland bis Italien. Und somit auch das südliche Deutschland.
Nach nur wenigen Schritten, die Anna, Frank und mich in den spätsommerlichen Mischwald des südlichen Hunsrücks bringen, stoßen wir auf den sagenhaften Keltenring. Wir staunen. „Wer hat all diese Steine wohl zusammengetragen?“, rätsele ich laut vor mich hin. „Schleppen und schichten, was für eine Schinderei.“
Bei dem Ring handelt es sich um einen bis heute noch gut sicht- und begehbaren etwa 2,5 Kilometer langen Schutzwall. Ungefähr zehn Meter hoch, bis zu 40 Meter breit. Allein hierfür mussten die Baumeister etwa 240.000 Kubikmeter Steine auftürmen. „Ein Bollwerk gegen unliebsame Eindringlinge“, erzählt Frank. Eine Art Limes, wie ihn die Römer später in Germanien errichten sollten, um sich gegen den Einfall der „Barbaren“ aus dem Norden zu wehren. Außengrenzen schützen. Geschichte scheint sich zu wiederholen.