Vor allem der Lauf und das Spiel der Sonne. Abends taucht sie das Land in warme Töne, morgens vertreibt sie die Kühle der Nacht und küsst die unzähligen Dünen wach. Durch den Sand zu stapfen, kostet Kraft und Schweiß. Aber der Blick von oben entschädigt jede Mühe. Soweit ich schauen kann: Sand, Sand, ein gelbes Meer aus Sand.
Es scheint, als hätte dieser Ozean den Atem gehalten. Für einen kurzen Augenblick. Sogar der Wind weht nicht mehr. Stille. Innehalten. Äußerlich bin ich gerade so klein wie ein Sandkorn. Innerlich fühle ich mich groß, gelassen und glücklich. Die Wüste beschenkt mich mit diesen zwei Welten.
Am nächsten Morgen die nächste Lektion. Mustapha und Khalid begleiten mich. Sie haben zwei Dromedare beladen mit allem, was wir für diese Tour brauchen. Proviant, Wasser und Kochgeschirr, inklusive Teekanne. Natürlich. Nach eineinhalb Stunden Fußmarsch machen wir Rast. Im Februar hält sich die Sonne vormittags mit ihrer Kraft zwar angenehm zurück, doch gegen Mittag brutzelt sie. Und wir ziehen uns in den Schatten eines großen Tamarix-Baumes zurück. Holz suchen, Feuer machen, Wasser erhitzen, Tee kochen, quatschen.
Mustapha spricht etliche Sprachen. Arabisch, Französisch, Englisch und Deutsch. „Über die Wüste kann man nicht diskutieren“, sagt der 26-Jährige. „Die Menschen hier akzeptieren, was unverrückbar ist.“
„Die Wüste ist wie sie ist“
Die Nomaden wissen das. Salem El Fadhmi weiß das, weil er mit seiner Familie und den Tieren seit 15 Jahren immer wieder in dieser Gegend lebt. Für ein paar Wochen, je nachdem wie wohlgesonnen die Wüste ihnen ist. Finden die Dromedare, der Esel und die etwa 30 Ziegen nichts mehr zu fressen, zieht die Familie weiter.
Salem ist ein ruhiger Mann, großgewachsen mit Händen wie Bärenpranken. Er trägt einen blauen Turban. „Neben Weiß und Schwarz ist das die beste Farbe für die Wüste“, klärt er mich auf. „Alle anderen Farben sind für die Touristen.“ Jetzt lächelt er. Ich trage Schwarz.