Die Wüste ist ein هدية

Die Wüste ist ein هدية

 4. März 2017

Seit Monaten hat es im Erg Chegaga nicht mehr geregnet. Am späten Nachmittag ziehen graue Wolken auf. Erst tröpfelt es, dann frischt der Wind auf und es regnet. Für Menschen, Tiere und Pflanzen ist das mehr als ein Geschenk. Es ist überlebenswichtig. Am Morgen danach sehe ich eine Dunstwolke zwischen den Dünen. Das ist real, obwohl es anders aussieht.

Nach dem Regen dampfen die Dünen und das Wasser wird zum Dunst
Nach dem Regen dampfen die Dünen und das Wasser wird zum Dunst

Seit Jahren wird es in der ohnehin schon wasserarmen Sahara im Süden Marokkos immer noch trockener. Der Grund: Im Norden hat die Regierung einen Staudamm bauen lassen, um Energie zu gewinnen. Die Folge: Der aufgestaute Fluss strömt nicht mehr durch das alte Flussbett in den Erg Chegaga. Die Wüste wächst und mit ihr die Sorgen der Nomaden. Wo kein Wasser, da kein Futter für das Vieh. Wo kein Vieh, da keine Existenzgrundlage mehr für die Menschen.

„Die große Karawane nach Timbuktu existiert nicht mehr“

So erging es auch meinem Begleiter Ali Mohammed Banane. Er wurde als Nomade geboren. Sein Vater zog noch mit seinen Dromedaren in großen Karawanen nach Timbuktu zum großen Souk. „Ein Abenteuer muss das gewesen sein“, wird Ali etwas nostalgisch und traurig. „Die Wüste“, sagt Ali, „ist für mich der beste Ort zum Leben.“

„Der Marsch, gut 50 Tage lang und hunderte Kilometer quer durch die Wüste, ist heutzutage nicht mehr denkbar.“ Aber wenn man mit Dromedaren unterwegs ist, dann kommt zumindest in meiner Fantasie ein Hauch davon auf.

Dass es die großen Karawanen nicht mehr gibt, hat Gründe: In Mali versetzen islamistische Kämpfer die Menschen seit Jahren in Angst und Schrecken. Die Sicherheit für Reisende ist nicht mehr gewährleistet. Und nur etwa 30 Kilometer von M’Hamid entfernt liegt die Grenze zwischen Marokko und Algerien. Hier tobte 1963 der sogenannte Sandkrieg, der sich zum Konflikt um das Westsahara-Gebiet“ ausweitete. Seither ist die Grenze nicht nur gut bewacht, sondern dicht. „Unsere Verwandten in Algerien zu besuchen, ist kaum mehr möglich. Nur mit hohem bürokratischen Aufwand“, erzählt Ali. „Meinen Onkel habe ich zuletzt 1993 gesehen.“ Grenzen trennen Menschen. Früher war die Wüste grenzenlos.

Grenzenlos? Ja. Grenzenlos schön. Fast kitschig? Nein.
Grenzenlos? Ja. Grenzenlos schön. Fast kitschig? Nein.

Ich empfinde sie immer noch so. Als grenzenlos schön. Mustapha und Khalid zeigen sie mir. Wir entdecken sie zu Fuß. Langsam, Schritt für Schritt, quer durch die Dünen und mit zwei Dromedaren im Schlepptau. Für einen Geher wie mich ist das ein Festtag.

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