Ein trüber und kühler Tag in Mecklenburg-Vorpommern. Der Frühling kommt noch nicht so recht in die Gänge. Es regnet leicht, kräftiger Wind bläst um die Häuser. Ungemütlich irgendwie. Nicht bei und für Doreen Rehfeld. Sie hat Streuselkuchen gekauft, zwei Tassen Kaffee auf den kleinen Tisch gestellt und die Füße ausgestreckt. Die bekennende Natur- und Wasserfreundin wirkt entspannt. „Bin ich auch“, sagt sie. „Aber auch ein bisschen nervös.“ Seit etlichen Jahren lebt und arbeitet sie mit ihrer Familie in Mecklenburg-Vorpommern zwischen Güstrow und Bützow. Viele Erfahrungen mit Podcasts hat sie nicht. „Aber das kann ja noch werden.“ Doreen mag es, neue Dinge auszuprobieren und neue Menschen kennenzulernen.
Als studierte Psychologin sicher ein Plus. Denn in diesem Beruf passiert regelmäßig Unerwartetes, man trifft Leute unterschiedlichster Prägung. Verschlossene Menschen, offene, traurige, verzweifelte, hilflose, lustige, gewalttätige, sanfte, kreative. Aber immer interessante. „Jeder hat eine Geschichte“, findet Doreen. Ihre eigene beginnt in Brandenburg, noch zu Zeiten der Deutschen Demokratischen Republik. In Wusterwitz, nahe der Stadt Brandenburg an der Havel. Ein Landstrich, den Seen, Wälder und Moore prägen. Womit klar ist, dass es sich in Doreens Story auch ums Wasser und Schwimmen dreht.
„Im Wasser fühle ich mich frei“
Doreen Rehfeld
„Ich liebe Wasser“, sagt die Frau mit der frechen Kurzhaarfrisur. Mit fünf oder sechs Jahren hat Doreen Rehfeld das Schwimmen gelernt. Von ihrem Vater, in einem der zahlreichen Moortümpel, wo das Wasser tiefschwarz ist, es gelegentlich mystisch blubbert und über die sich manche gruselige Geschichte erzählen ließe. „Für mich war es dennoch das Normalste von der Welt, hier schwimmen zu lernen“, erinnert sich Doreen, „auch weil mein Vater aus den Spukgeschichten kein großes Bohei gemacht hat.“
Und so entdeckt das junge Mädchen die große und wunderschöne Welt des H20. Sie ist talentiert. Die Späher des früheren DDR-Sportsystems wollen sie für eine der Medaillenschmieden rekrutieren. Allerdings für’s Rudern. „Keine Ahnung, wie die Herrschaften darauf gekommen sind. Ich bin da komplett talentfrei“, lacht Doreen heute darüber. Seinerzeit beraten die Eltern mit ihrer Tochter. Kinder- und Jugendsportschule bedeutet Internat – weg von zuhause. „Das wollte ich nicht.“ Also schwimmt Doreen weiter ohne Ambitionen, Orden und Medaillen zu sammeln. Aber Wasser bleibt ihr Element. „Im Wasser fühle ich mich frei“, reflektiert die Psychologin, die sich seit langem in der Justizvollzugsanstalt in Bützow um Sträflinge kümmert. Um Menschen, für die Freiheit derzeit zumindest teilweise ganz weit weg ist. „Diese Unfreiheit lässt sich förmlich riechen“, sagt Doreen.