Schlupfloch der Hoffnung

Sommer 1947. Der zweite Weltkrieg ist Geschichte. Die Folgen des Naziterrors und der Kriegsgreuel sind es noch lange nicht. Flüchtlingsströme ziehen durch Europa.

Saumpfad, Fluchtweg, Weitwanderroute (Bild: Karte TVB Ahrntal)

Etwa 5.000 Menschen jüdischen Glaubens aus Osteuropa nutzen in jenem Sommer den alten Saumpfad über die Birnlücke, um nach Palästina zu gelangen. Die Region im Nahen Osten wird seit dem ersten Weltkrieg von Großbritannien verwaltet. Seit Ende des zweiten Weltkriegs sind die Briten auch Besatzungsmacht in Osttirol und Kärnten.

Gedanken im Rucksack

Um einen weiteren Zustrom von Flüchtlingen nach Palästina zu verhindern, machen britische Truppen zahleiche Grenzübergänge nach Italien dicht. Damit die Flüchtlinge nicht weiter in den Nahen Osten strömen. Nur der Weg über die Birnlücke und das Ahrntal bleibt offen. Aus einem simplen Grund: In diesem österreichischen Grenzgebiet sind die USA Besatzungsmacht. Das einzige Schlupfloch für Tausende Menschen. Hoffnung auf Sicherheit und ein Leben ohne Verfolgung.

Als ich kürzlich wieder in das Südtiroler Ahrntal komme, fallen mir all diese Geschichten wieder ein, die ich vor mehr als 20 Jahren in meinem Rucksack verstaut hatte. Nicht vergessen. Einfach nur zur Seite gepackt. Jetzt sind sie wieder präsent. Auf meiner Wanderkarte schaue ich auf den Weg, den die Menschen vor rund 80 Jahren genommen haben. Unter Umständen und Ängsten, die meiner Generation zumindest in Mitteleuropa erspart geblieben sind. Das darf auch gerne so bleiben.

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