Mit Linda unternehme ich am Nachmittag noch eine kleine Tour. Es geht hinauf zum Falmedonjoch. „Das gute Wetter müssen wir nutzen“, sage ich der jungen Frau, die das erste Mal so richtig in den Bergen unterwegs ist. „Schaff‘ ich das auch?“ Charly Wehrle lächelt. „Bestimmt, außerdem hast du mit‘ m Jörg jemanden an der Seite, der sich in den Bergen ganz gut auskennt.“ Und ich ergänze: „Wir machen das alles ganz gemütlich, haben ja Zeit.“ Lindas Gesicht hellt sich auf. „Ok, dann bin ich dabei.“ Wir stapfen los, steigen erst ein bisschen bergab und queren den Bach. Dann auf der anderen Uferseite etwas steiler wieder bergan. Der Pfad schlängelt sich durch die braunen Wiesen, zunächst bis auf einen kleinen Rücken, dann weiter über etwas Schnee hinauf.
Linda und ich quatschen viel miteinander, halten hier und da inne und sehen einige Gämsen, die sich geschickt durch das Geröllfeld bewegen. Nach einer Stunde wird der Weg etwas steiler. Drahtseile hängen in den Felsen. Meine Begleiterin schaut etwas ungläubig. „Da soll ich rauf?“. Ich schüttele den Kopf. „Du sollst nicht, du kannst, wenn du magst.“ Ich zeige Linda, wie sie sich am Drahtseil langsam und vor allem sicher in die Höhe schraubt. Schritt für Schritt. Wenige Minuten später Weitblick. Am Übergang, am Falmedonjoch, scheint Linda überwältigt.
„Wow, ich muss mich erst einmal setzen.“ Ich grinse. „Schon schön, nicht wahr?“ Die junge Frau nickt stumm. Wir staunen und schauen in die Ferne. Neben uns ragt die Rotschrofenspitze in die Höhe. „Eine halbe Stunde, dann wären wir oben!“, stelle ich fragend fest. „Mir reicht das hier, ich muss ja auch wieder runter. Und Hunger bekomme ich auch.“