Die Puppenkiste von Kamerun

Die Puppenkiste von Kamerun

 17. April 2021

Im vorderen Dachgiebel ihres Hauses hängt bis heute ein Holz-Schild. „Relas Puppenkiste“ steht darauf. Auf dem Weg zu Reinhilds Wohnung streife ich an etlichen Fenstern vorbei. Und darin sitzen allerlei Puppen. „Alle selbstgemacht und handgefertigt“, erzählt mir die Frau, die gerne campt, spazieren geht und ihren Hund Maja liebt. Wie sie fast alles wertschätzt, was sie hier auf Nordstrand hat.

Nordstrand geizt nicht mit Reizen

Die gute Luft, den spielenden Wind, die sanfte und die tosende Nordsee, den immergrünen Deich, die zum Teil atemberaubenden Sonnenuntergänge, das schmatzende Watt, die frischen Krabben und – ganz wichtig – die Stille… . „Da, wo nix ist“, so nennt Rela das und lächelt. „Und wer will, kann mich in einer meiner Ferienwohnungen besuchen.“ Denn die vermietet die aktive Frau. Am liebsten an Leute, „die die Stille auch so mögen wie ich.“

Geschichten schreiben statt Puppen machen

Vor 35 Jahren kam Reinhild nach Nordstrand. Durch den sogenannten Zufall. Und über einen mutigen Umweg. Sie war in Ostfriesland auf einem Bauernhof im Urlaub. Die Ruhe, das viele Grün, die weite Sicht – all das gefiel ihr. „Jedenfalls war das total anders als das Ruhrgebiet“, erinnert sich Rela. „Und ich wollte dort weg, alles stehen und liegen lassen.“ Aus persönlichen Gründen.

Reinhild ist meistens gut gelaunt. Nur Intoleranz findet sie „doof“

Den Bauern fragt sie damals, ob es denn in Ostfriesland ein Häuschen gäbe, das sie kaufen könne? Der Mann rät ihr allerdings nach Hamburg zu gehen, um sich dort mit ihrem Kunstgewerbe niederzulassen. „Das gefiel mir nicht“, sagt die Puppenmacherin, „da habe ich eine Anzeige in den Husumer Nachrichten aufgegeben. Suche Wohnung oder kleines Häuschen.“ Nur: Reinhild Lauff kennt die Gegend seinerzeit nicht. Weder Husum, noch Nordstrand, noch Nordfriesland. Terra incognita. Doch sie bekommt ein Häuschen angeboten. In Kamerun. „Es war Liebe auf den ersten Blick. Da hat es Klack gemacht.“ Wie es bei ihr immer Klack machen muss, um sich zu entscheiden. So auch bei ihrer Arbeit als Puppenmacherin. Das ist für Rela viele Jahre mehr als nur irgendeine Aufgabe. „In den Puppen ist ganz viel von mir enthalten, die haben eine Seele.“

6 Kommentare für “Die Puppenkiste von Kamerun

  1. Was für eine schöne Geschichte mit vielen kleinen Geschichten. Schade, dass sie schon zu Ende ist. Ich hätte noch ewig lauschen können. Viel Freude für ein weiteres gesundes Leben in Kamerun! Liebe Grüße! Conny

  2. Es ist eine Freude, diese wunderbare Frau zu kennen. Jede(r) der Angst vorm älter werden hat, bekommt von Rela ein beeindruckendes Vorbild!

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