Rasch entwickelt sich Weißflog zu einem erfolgreichen Sportler, zum Siegertyp. Mit 17 startet er für die DDR-Nationalmannschaft, mit 19 gewinnt er erstmals die Vierschanzentournee, mit 20 ist er Olympiasieger. Ein Star in der von sportlichen Erfolgen verwöhnten DDR. Obwohl es noch kurz vor den Spielen 1984 in Sarajewo so gar nicht läuft. Ein Fehler im Sprungsystem beschert Weißflog so kurz vor dem Höhepunkt ein Formtief. „Aber so schnell wie sich der Teufel eingeschlichen hat, so rasch war er Gott sei Dank auch wieder weg“, erinnert sich Weißflog.
Mit Systemwechseln also kennt er sich inzwischen aus. Auch das Jahr 1987 bringt so eine gravierende Veränderung. „Im Prinzip“, sagt Weißflog, „wurde das Skispringen damals neu erfunden.“
Auch der V-Stil bringt Jens Weißflog nicht aus dem Konzept. 1994 folgen die Olympischen Winterspiele in Lillehammer. Zweimal Gold gewinnt der Erzgebirgler, im Einzel und in der Mannschaft. Sportlich ein riesiger Erfolg. Und doch hängt über Lillehammer eine dunkle Wolke. Im Mannschaftsspringen gratuliert Weißflog den japanischen Konkurrenten auf dem Turm im zweiten Durchgang schon zum Sieg. Die Springer aus dem Land der aufgehenden Sonne scheinen uneinholbar vorne zu liegen. „Das war für uns durch“, blickt der Sachse zurück. Er ahnt jedoch nicht, dass der Japaner einen Blackout haben wird und die sicher geglaubte Goldmedaille hergibt. „An uns, die Bundesadler.“ Die norwegische Presse wertet Weißflogs vorzeitige Gratulation seiner Zeit als eine Taktik, um den Japaner nervös zu machen. „Nichts davon traf zu“, so Weißflog. Als er später im Einzelwettbewerb springt, wird er ausgepfiffen und als unsportlich beschimpft. Er, genervt, zeigt dem Publikum den Stinkefinger. „Dumm war das, aber ich wusste mir nicht anders zu helfen.“ Es beruhigt die Situation jedenfalls nicht. 1996 nimmt Weißflog seinen Abschied vom Leistungssport. „Es wartete eine neue Aufgabe, die ich viel spannender fand.“