Let it slow, let it slow…

Let it slow, let it slow…

 3. August 2021

Der Afritzer See spiegelt die Seele

Vielleicht hängt die Wahrheit von einem Spaziergang um den See ab.“ (Wallace Stevens, amerikanischer Dichter und Pulitzer-Preisträger)

Die Geschichte des Afritzer Sees beginnt mit einer Katastrophe. Ein Bergsturz kolossalen Ausmaßes vom nahgelegenen Nockberg Mirnock lässt große Felsmassen zu Tal rollen. Sie teilen einen ursprünglich größeren See in zwei kleinere. In den Brenn- und den Afritzer See.

Tourismus-Chef Georg Overs muss erst einmal Stress abbauen

Beide liegen im Gegend-Tal. Wo es viel Landschaft gibt, viel Gegend und noch mehr Grün. Und einen Parkplatz, direkt vor dem Freibad. Startpunkt der Wanderung auf dem Slow Trail. Unser Gesprächspartner Georg Overs vom Tourismus-Büro Villach verspätet sich ein wenig. Viel zu tun hat er. Doch dann biegt er auf den Parkplatz ein, schließt das Auto ab, atmet durch und freut sich da zu sein. Der Afritzer See liegt auf einer Höhe von gut 750 Metern. Das stille Gewässer ist gerade einmal 1,7 Kilometer lang und etwa 350 Meter breit. Mehrere Bäche speisen den See. Am Südostufer gehen wir leicht bergan und stehen etwas oberhalb des Campingplatzes. Im Dorf leuchten die roten Dächer, die in der Sonne fast zu glühen scheinen. Früher Abend. Der See ist glatt wie ein Spiegel. Früher war das Gewässer nur auf einer Art Trampelpfad zu umwandern. Seit vergangenem Jahr gibt es einen gut ausgebauten und leicht zu gehenden Slow Trail.

Abschalten im Grün, Runterkommen am Afritzer See
Sprung ins kalte Nass?

Aus dem Wald duftet es nach Erde und Baumharz. Vom Hang herunter gurgelt ein Bächlein Richtung See. Nicht wild, eher sanft. Immer mal wieder befinden wir uns ganz dicht am Ufer des Sees. Etliche Bäume ragen mit ihren Ästen ins Wasser. Das satt grüne Laub spiegelt sich an der Wasseroberfläche. Aus vielleicht 500 Blättern werden 1.000, aus 700 des Nachbarbaumes 1.400 und so weiter und so weiter. Mathematische Melancholie, multiplizierte Muße. Eine Art Affirmation des Afritzer Sees.

Es gibt Menschen, die das sehr zu schätzen wissen. Zum Beispiel die beiden älteren Damen, die es sich auf einer der Slow Trail-Bänke am Wegesrand gemütlich gemacht haben. Davor tollen ihre zwei Hunde. Lotte lebt hier am See, kommt aber ursprünglich aus der Schweiz. Ihre Freundin Maria fährt fast jeden Tag von Villach aus hierher. „Hier komme ich zur Ruhe und mein Hund braucht die Bewegung genauso wie ich.“

Sitzen, klönen, genießen

Inzwischen haben wir die andere Seeseite erreicht. Ein schmaler Schotterpfad führt über eine Wiese und eine Holzbrücke. Etwas weiter schwingt eine Hängematte. Ein paar Spielgeräte für Kinder, Tische und Bänke. Ein idealer Platz für ein Picknick. Oder zum Angeln. Denn der Afritzersee gilt mit seinem klaren Wasser als fischreich. Aal, Hecht, Zander und vor allem Karpfen beißen hier. Wir gehen weiter und befinden uns jetzt schon auf dem Rückweg. Das letzte Teilstück des etwa vier Kilometer langen Weges allerdings offenbart einen krassen Gegensatz. Der Pfad führt direkt unterhalb der recht befahrenen Landesstraße entlang. Autos brummen, Mopeds knattern. Mit der Ruhe ist es vorerst vorbei. Da hilft auch nicht der besänftigende Blick auf das stille Wasser des Sees; wo ein Ruderboot kleine Riefen in die glatte Oberfläche zieht. Motorboote sind hier nicht erlaubt. Aus gutem Grund. Der Fische wegen. Georg Overs vom Tourismusbüro bemerkt, dass uns die Geräusche von der Straße etwas irritieren. „Wenn euch der Verkehr stört, können wir auch auf dem Hinweg zurückgehen“, sagt er. ‚Der ist auf jeden Fall stiller.“ Stimmt. Wir müssen keine Umrundung machen. Aber wir wollen. Denn…

Vielleicht hängt die Wahrheit von einem Spaziergang „um“ den See ab.“ 

Mehr zu den Slow Trails in Kärnten gibt es hier: Wege, die inspirieren. Die Texte hat die Schauspielerin und Sprecherin Christine Kutschera gesprochen

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