Ein gebürtiger Hildesheimer bin ich nicht. Das Licht der Welt habe ich im Fränkischen Weißenohe erblickt. Ist das wichtig? Für mich schon. Denn im tiefsten Inneren haben sich fränkische Wurzeln weit verzweigt, sind mir die harten und weichen B‘s (hartes B ist P), die „Bradwörscht“ und Zibbeleskäs vertrauter als Hildesheimer Pumpernickel.

Mit gerade einmal vier Jahren wurde ich Ende der 1960er Jahre von der Fränkischen Schweiz in die Hildesheimer Börde verpflanzt. Eine wirklich lebhafte Erinnerung an den Familien-Umzug habe ich nicht mehr. Sehr wohl aber an die folgenden 18 Jahre. An die Zeit meines Aufwachsens in der niedersächsischen Stadt und im Umland. Die vielen Wanderungen im Hildesheimer Wald, die Besuche am Fuße von Schloss Marienburg oder Ausflüge in den nahgelegenen Harz. So etwas vergisst man nicht.

Keine Ahnung, wie oft ich den Weg in die Fußgängerzone gegangen bin. Ungezählt auch die Aufenthalte im Mariendom und in der uralten romanischen Kirche St. Michaelis. Beide Kirchen gehören seit 1985 zum Weltkulturerbe. Darauf sind die Hildesheimer stolz. Genauso wie auf die lange und bewegte Geschichte ihrer Stadt.

Von der Herberge zum Bistum

Wann sie gegründet wurde? Das weiß man nicht. Auch die Namensgebung ist nicht eindeutig geklärt. Als ich in den 1970er Jahren in die Grundschule am Pfaffenstieg ging, erzählte die Heimatkunde-Lehrerin die Sage von einem Hildwin. Er soll im achten Jahrhundert eine Art Gasthof an einer Furth durch die Innerste errichtet haben. Die Raststation diente demnach vielen Händlern, die auf dem sogenannten Hellweg von Aachen nach Königsberg (heute Kaliningrad) unterwegs waren, als Herberge. Ob es das hildwinsche Heim (Hildesheim) tatsächlich gab? Feststeht, dass das Bistum Hildesheim 815 von Ludwig dem Frommen (Sohn von Karl dem Großen) gegründet wurde und sich zu einem wichtigen Zentrum entwickelte.