Bernie und sein Laster

Bernie und sein Laster

 4. Januar 2021

„EMMA“ – 130 PS, 10 Tonnen, ca. 60 Jahre alt, kein Sprintwunder

Der LKW, in dem Bernd Großheim jetzt lebt, ist ein alter Bundeswehr-Transporter. Am 3. Mai 1961 in Dienst gestellt. Der M.A.N. zählt zu den sogenannten „Vielstoff-Motoren“. Er fährt mit Diesel, Kerosin oder auch Benzin, hat sechs Zylinder und 8,275 Liter Hubraum. Acht Meter lang, 2,50 Meter breit und 3 Meter 40 hoch. Verbrauch: ca. 20 Liter auf 100 Kilometer.

„Bei mehr als 90 km/h fängt an dem LKW alles zu rütteln und zu wackeln an“, beschreibt Bernie sein neues Heim. Seinen Wohnsitz hat der studierte Pädagoge für Englisch und Russisch jetzt offiziell bei seinem Vater. „Ohne festen Wohnsitz geht es in Deutschland nicht“, sagt Großheim. „Über kurz oder lang müsste es da vom Gesetzgeber auch eine Änderung geben. Denn es gibt eine ganze Menge Menschen, die in ihrem Wohnmobil leben.“

Mobile „Wohner“ sind keine Obdachlosen

Schnell und vergleichsweise einfach kann sich Bernd von zahlreichen Dingen trennen. Die Emotionen, die er Büchern und anderen vermeintlich lieb gewonnenen Gegenständen entgegenbrachte, sind rasch verflogen. Anderes steht eher im Fokus. „Unterwegs sein können“, erzählt Großheim. In seinem Laster hat er alles, was er braucht. Freilich auch eine gewisse Ordnung. Und Freiheit.

Schon in seiner Zeit als Korrespondent in Russland lernt er andere Lebensformen kennen. Entwürfe von Menschen, die etwa in Kirgistan mit sehr wenig Besitz ein spannendes und offenbar auch zufriedenes Leben führen. Das hat den Journalisten vielleicht zu seinem neuen Weg inspiriert.

Mit Wenig ein zufriedenes Leben führen, auch ein glückliches

3 Kommentare für “Bernie und sein Laster

  1. Als Du mir vor Weihnachten 2019 davon erzähltest, habe ich es für eine kurzzeitige Marotte gehalten. Jetzt lebst Du immer noch in der Emma. Kompliment!

    Sieht übrigens klasse aus.

    Aber es passt zu Dir und das meine ich als positive Bewertung. Einfach mal etwas wagen, aus dem Vorgeprägten ausscheren. Das hast Du mit deinem Russland-Aufenthalt gemacht und das hast Du jetzt fortgesetzt. Den Mut muss man erst einmal haben. Chapeau (da Hüte und Mützen ja auch zu Dir gehören!).

  2. Schön erzählt, das neue Leben von Bernardo Casagrande. Und ein sehr mutiger Schritt, sich so drastisch zu minimalisieren. Diesen Schritt Ende November zu wagen – Wahnsinn! Aber wenn man die ersten drei, vier Monate schafft, dann auch den Rest des Jahres. Toi, toi, toi! Auf dass Bernd auch künftig nichts fehlt!

  3. Hallo Bernd, sehr guter und interessanter Blog.
    Freue mich, dass Du Deinen gegenwärtigen Traum in der „ alten Emma“ leben kannst. Das war vor über dreißig Jahren mein erster Fahrschul-LKW, auf dem ich meinen Führerschein BCE beim Bund gemacht habe. Geile Karre ohne jegliche Servo-Unterstützung. Kann viele Deiner fahrtechnischen Eindrücke nur unterstreichen. Macht Spaß die „ alte Emma“ zu fahren. Wünsche Dir für Deinen eingeschlagenen Weg Fortune und Gesundheit – der Rest findet sich. Beste Grüße Torsten 🍀👍😉

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