Das Beste kommt zum Schluss

Das Beste kommt zum Schluss

 24. April 2021

Am Ziel auf Umwegen

Wir irren etwas umher. Der Fußmarsch vom Auto hierher dauerte immerhin acht Minuten…, wir loten jede noch so kleine Delle aus. „Schau mal, da ist etwas“, ruft Andreas.  In der Wiese liegt ein provisorisch zusammengeknotetes Holzkreuz. „Das muss das Gipfelkreuz sein“, sind wir uns rasch einig. Zumal das Flache an dieser Stelle zwar immer noch flach ist, aber irgendwie ausgebeult flach. Wir sind drauf und dran, diesen mit Gras bewachsenen „Pups“ als Gipfel zu feiern. Es bleibt ein Rest Skepsis.

Die „lange“ Suche hat sich gelohnt…

Markus sucht weiter. Er verschwindet und biegt nach Hundert Metern nach rechts ab. In ein Gebüsch. „Ey, hier geht es zwei, drei Meter hoch. Das ist der Gipfelaufbau… Stopp. Und das Gipfelkreuz.“ Andreas und ich packen schnell zusammen. Wir eilen zu unserem Freund, der freudestrahlend und mit stolz geschwellter Brust wartet.“ Neben ihm das kleine Holzkreuz, das allein von seiner Größe her auf keinem Friedhof dieser Welt auffallen würde. Schmucklos ist es, zwei zusammengesägte Dachlatten. Immerhin finden wir auf der Querstrebe eine klare Ortsangabe: Friedehorstpark 32,5 Meter NHN…

Wir schauen uns schweigend an. Eine Frage steht auf jeder Stirn geschrieben: „Okay, und jetzt?“ „So schnell war ich noch nie auf einem Gipfel“, fängt sich Thriller-Autor Andreas Winkelmann als Erster. Wir machen ein paar Bilder und gucken. In ein paar Metern Entfernung stehen drei dicke Buchenstümpfe. Links neben uns schwappt ein schmatzender Tümpel. Rings um das Gipfelkreuz wachsen Buschwindröschen und Märzenbecher.  Das Laub raschelt. Wir nehmen Platz. „Männer, Bremens höchster Berg hat nicht einmal einen Namen. Eine Schande ist das. Wollen wir ihn Buchkogel nennen?“ Wieder Schweigen.

Schreiben, Bücher, Taxi fahren, Reisen – Das verbindet Winkelmann und Knüfken
Erschöpft und müde? Keine Spur…

Ich zücke mein Aufnahmegerät und wir sprechen über Freundschaften, die Natur und über das Buch von Andreas und Markus. „Wilder wird’s nicht“ heißt es. Es handelt von den zahlreichen gemeinsamen Touren, die die beiden Freunde unternommen haben. Amüsant und unterhaltsam geschrieben, immer mit einem Schuss Selbstironie und das Wichtigste im Fokus: Die Natur. Die Wildnis. Egal, ob Berge oder Meer oder Wald. Nach einer Weile höre ich, dass Mägen knurren. Ein Griff in den Rucksack und schon fördere ich eine hellblaue Tafel Schokolade zu Tage. „Gipfelglück“ ist da zu lesen. Mit Alpenmilch. Wie passend. Knack, knack, auf. Jeder nimmt sich ein Stück. Glücksmomente können so einfach sein. Ein Stück Schokolade, ein Gipfelkreuz, frische Luft, etwas Kind gebliebene Männer, die Abgründe nicht scheuen und vor allem: Wildnis. Gut, hier im Friedehorstpark ist es eine gezähmte. Aber mit ein bisschen Fantasie sitzen wir irgendwo in den Alpen, den Pyrenäen oder im Sarek, im schwedischen Teil von Lappland. Denn da waren Markus und Andreas vor einigen Jahren tatsächlich. Mit jeweils 25 Kilogramm im Rucksack, bei Wind und Wetter. „Das hat unsere Freundschaft noch enger zusammengeschweißt“, sind sich die beiden einig. „Auch wenn wir uns gelegentlich in die Wolle gekriegt haben.“ Als Schriftsteller und Thrillerautor kennt sich Andreas Winkelmann natürlich mit den Abgründen des Menschen aus. Auch Ängste aller Art sind ihm nicht fremd.

„Wir sagen uns immer die Meinung. Dann raucht es auch mal. Und alles ist wieder gut

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