Seit einigen Jahren lebt Huber in einem Vorort von Berchtesgaden und hat sich diesen Traum längst erfüllt. Als Profibergsteiger und Botschafter seiner neuen Heimat. Im Angesicht von Watzmann und Co. Kein Wunder, dass er sich auch dafür einspannen lässt, das Bergsteigerdorf Ramsau zu portraitieren und Menschen zu interviewen. „Ich bin ja ein neugieriger Mensch. Der Perspektivwechsel vom normalerweise Befragten zum Frager zu werden, ist zwar anstrengend, aber er macht richtig Spaß.“ Wie so oft in Thomas Hubers Leben. Er traut sich und macht einfach. 1992 absolviert er erfolgreich die Ausbildung zum staatlich geprüften Berg- und Skiführer. Nebenbei studiert er Sport an der TU in München. Vier Jahre später bricht er das Studium ab und widmet sich ausschließlich der Kletterei. Mit großem Erfolg. Die Liste der Erstbegehungen und Durchsteigungen ist lang und liest sich eindrucksvoll. Denn Thomas und Alexander haben sich in ihren ersten Jahren dem Speed-Klettern verschrieben.
„Wir sind Menschen, keine Maschinen“
Thomas Huber
Durch den Dokumentarfilm „Am Limit“ wird das Brüderpaar einem breiten Publikum bekannt. „Wir haben dem deutschen Filmemacher Pepe Danquart so viel zu verdanken“, erzählt Huber, „obwohl wir es Anfang der 2000er nicht begriffen haben.“ Zumal die Brüder beim ersten Versuch scheitern, die „Nose“ im Yosemite Valley im Eiltempo zu durchsteigen. Auch beim zweiten. Erst 2007 gelingt der Rekord. „Pepe hat uns beim Scheitern gefilmt und uns damit menschlich gemacht. Wir sind eben keine Maschinen“, sagt Thomas Huber heute. „Im Prinzip war das Scheitern an der Nose unser größter Erfolg. Das ist verrückt.“
So aber ist das Leben. Niemals aufgeben, weitermachen, anders an eine kniffelige Aufgabe herangehen, auftretende Schwierigkeiten neu denken. „Mir macht das mehr Spaß, als eine Route oder einen schweren Berg schon beim ersten Mal zu schaffen“, findet Huber. Das haben ihn die vielen Rückschläge und Verletzungen gelehrt. 2011 wird bei ihm ein Tumor in der Niere festgestellt. Eine dunkle Zeit beginnt. „Die vielleicht dunkelste in meinem Leben, aber auch die lehrreichste.“ Der Tumor wird entfernt und Huber ist geheilt, dankbar und demütig. Weil ihm das erste Mal klar wurde, dass das Leben endlich ist. Auch er ist trotz seiner erfolgreichen Klettertouren nicht unsterblich. „Der Tod gehört dazu und ist ein launischer Geselle. Er kommt, wenn du am wenigsten damit rechnest.“