Gerade hat sie seinerzeit die Unfallklinik verlassen und liegt erstmals wieder im eigenen Bett. Die Schlafzimmertür öffnet sich und die drei Kinder stehen vor ihr: „Mama, du musst dich gar nicht bewegen, wir kommen einfach zu dir ins Bett.“ Das war die richtige Botschaft. Von da an findet Tanja Scholz allmählich, ganz allmählich ihren Weg. Raus aus dem dunklen Loch. Zurück ins Licht. Die Fragezeichen werden kleiner, Willenskraft und Lebensfreude größer… und der Spaß am Schwimmen.
Jene Sportart, die sie schon als junges Mädchen so begeistert hat. Die Kindergärtnerin hatte früh erkannt, dass Tanja Scholz eine energiegeladene „Wasserratte“ ist. „Die muss schwimmen“, gab die Erzieherin den Eltern mit auf den Weg. Die taten, wie empfohlen. Die Tochter kommt in den Schwimmverein und absolviert schon bald den ersten Wettkampf.
Der Badeanzug viel zu groß und das Mädchen extrem aufgeregt. „Die Kampfrichter verwarnten mich schon, weil ich so hippelig auf der Startbrücke umherhüpfte“, lacht Scholz. Startschuss. 50m Brust. Auf der zweiten Bahn sieht Tanja, dass sie weit vor den anderen schwimmt. „Das werde ich nie vergessen“, erzählt sie mit funkelnden Augen. Urkunde und Medaille wandern zuhause schnell in die Schublade, „aber das Gefühl des Erfolgs, das hat mich gepackt.“
„Vom kleinen Prinz lerne ich viel über die Wahrheit“
Tanja Scholz trainiert fleißig, kommt zum damaligem Elmshorner Chefcoach Bernd Berkhahn in die Trainingsgruppe und schwimmt mit 14 Jahren 1:16 Minuten über 100m Brust auf der 50m-Bahn. Doch ihre schulischen Leistungen lassen nach. Schweren Herzens beendet der Teenager früh seine Karriere. „Jetzt stehen erst die Schule und später die Ausbildung im Fokus. Doch dem Schwimmen bleibt Tanja Scholz verbunden. Sie schwimmt gerne im Freiwasser und zeigt Kindern, wie sie sich sicherer und besser im Wasser bewegen.
Die Kinder, der Job, der Mann, das Haus – viel Zeit für’s eigene Training bleibt nicht. Egal: Hauptsache der Familie geht es gut. Bis zu diesem Schicksalstag Ende Juni 2020. Zwei Tage vor Tanjas Geburtstag. 1984 ist sie geboren. Am gleichen Tag wie der französische Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry, der mit seinem Buch „Der kleine Prinz“ Generationen glücklich macht. Auch Tanja Scholz und ihre drei Kinder lieben die Geschichte, die so viel über das Leben erzählt. Über Mitmenschlichkeit, über Werte und über das, was wir Konsumverhalten nennen. Die Paraschwimmerin bekommt leuchtende Augen, wenn sie an das Kunstmärchen denkt. „Das ist eines unserer Lieblingsbücher. Es erzählt so poetisch, worauf es im Leben wirklich ankommt.“
Danke an den schwimmenden Reporter für diesen Bericht!! Es ist immer spannend zu lesen, zu welchen Leistungen Menschen in der Lage sind !! Und an Tanja gerichtet: suuuuuuuper!!!
Danke Dr. T., ich denke, dass Tanja das gut tun wird. Mir sowieso… 😉
Sehr schön geschrieben, lieber Jörg. Wie kommst Du nur an so interessante und bewundernswerte Menschen. Einfach großartig. Re. La.
Danke dir. Tanja ist eine bemerkenswerte Frau…