Flöhe, Felsen, Fernsicht

Flöhe, Felsen, Fernsicht

 23. August 2020

Die Bayerische Zugspitzbahn ist nur eine Möglichkeit, dem Gipfel näher zu kommen

Ich schnaufe wie eine Dampflokomotive. Meine Beine stampfen wie Antriebsstangen. Ich schnaube. Drei Schritte vor, einen zurück. Der Weg zum Gipfelaufbau von Deutschlands höchstem Berg führt über ein steiles Geröllfeld. Schweiß perlt aus allen Poren. Auch wenn der Name der Zugspitze* nichts mit der Spitze eines Zuges zu tun hat – Bahnen fahren hier oben im Wettersteingebirge schon. Insgesamt drei. Aber noch nicht so früh.

Noch fährt keine Gondel zum Gipfelplateau

Es ist kurz vor sieben Uhr und frisch. Die Sonne lugt erst seit kurzem hinter den Bergspitzen hervor und taucht das Zugspitzplatt in ein sanftes Licht. Andere Menschen Fehlanzeige. Ich bin allein auf weiter Flur. Augenblicke, die ich besonders intensiv genieße. Vor allem, wenn die gerade erst vergangene Nacht so eine unruhige war. Die Knorrhütte ist eben meist gut besucht. Doch gestern, als ich vom Gatterl, also von österreichischer Seite und der Ehrwalder Alm aus an dem Haus auf 2.052m Seehöhe ankam, war sie schon proppevoll. Gut, dass ich in dem Haus der Alpenvereinssektion München ein Lager reserviert habe. An Schlaf kaum zu denken. Vielleicht zwei oder drei Stunden.

Die Knorrhütte ist eine gute Zwischenstation auf dem Weg zum Zugspitz

Aber das ist wurscht, wie man in diesem Landstrich zu sagen pflegt. Oder anders ausgedrückt: Das juckt mich nicht. Bei den mutmaßlichen Erstbesteigern der Zugspitze war das anders, zumindest wenn man den Tagebuchaufzeichnungen von Leutnant Josef Naus Glauben (ein Vermessungsingenieur) schenkt.

Josef Naus war ein Vermessungsingenieur im Dienste des bayerischen Militärs Quelle: Wikipedia

Er, der 1793 in Tirol geboren wurde, sein Bergführer Johann Georg Tauschl (aus Partenkirchen) und ein Gehilfe namens Maier (Der Vorname ist im Laufe der Jahre verloren gegangen) verbringen vor genau 200 Jahren die Nacht in einem armseligen Verschlag. „Drunten“, am Ende vom Reintal. Naus notiert: „Übernachtet in der Hirtenhütte, von einer Menge Flöhe dergestalt gemartert, dass ich wachend am Feuer die halbe Nacht mit Tötung derselben zubringen musste.“

*Der Name Zugspitze leitet sich vermutlich von den „Zugbahnen“ der Lawinen ab, die im Winter von den oberen Bereichen des Massivs ins Tal abgehen. Vielleicht aber auch vom sogenannten Zuggeist – eine Art Geier, der den Gipfel laut Sage bewachen sollte.“

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