Flöhe, Felsen, Fernsicht

Flöhe, Felsen, Fernsicht

 23. August 2020

Wenn der Tag anbricht, ist es hier oben noch still

Ankunft am Gipfelaufbau. Ein Drahtseil baumelt im leichten Wind. Ein paar Dohlen kreisen über mir. Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Gipfelplateau, zum Münchnerhaus und zum Gipfelkreuz.

Mit Drahtseil ist es fast ein Spaziergang

Als Leutnant Naus, Bergführer Tauschl und Gehilfe Maier am 27. August 1820 hier ankommen, gibt es keine Kraxelhilfen wie Drahtseile, auch markierte Steige nicht, ganz zu schweigen von leichten Rucksäcken und regenfesten Klamotten. Die hätte das Dreiergespann gut brauchen können. Denn das Wetter spielt damals ganz und gar nicht mit. Dichte Wolken ziehen auf. Die Männer eilen hinauf. Nur nicht in ein Gewitter kommen.

Oft ist die Zugspitze von Wolken umhüllt, manchmal herrschen hier unglaubliche Wetterbedingungen

Und so schreibt Josef Naus in sein Notizbüchlein: Nach 1 3/4 Stund erreichten wir … um 3/4 12 die höchste Spitze des von noch keinem Menschen bestiegenen, so verschrienen Zugspitzes. Mangel an Zeit und Material verhinderten uns eine Pyramide zu errichten. Nur ein kurzer Bergstock mit einem rothen Sacktuch daran befestigt, dient zum Beweis, dass wir dagewesen.“ Dass der Leutnant wohl auf dem Westgipfel ankommt, ist nur eine Petitesse der genaueren Alpingeschichte. Den Ostgipfel – also den, der heute die Scharen anzieht – lässt Naus angesichts der Wetterbedingungen links liegen.

Denn das Donnergrollen wird lauter. Erste Blitze zucken durch den dunklen Himmel, Schneegestöber setzt ein, Wind bläst. Ein Unwetter. Naus und seine Kumpane steigen so rasch es geht ab. „Unter größten Gefahren.“ Über den Schneeferner, „der an sehr vielen Stellen mit ungeheuer tiefen und 2 bis 15 Fuß breiten Spalten vergefährlicht ist.“ Letztlich geht alles gut. Nur kaum einer im Tal will später glauben, dass das Trio wirklich als erste Menschen auf dem „Zugspitz“ war.

Das Gatterl markiert die Grenze zu Österreich

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