Diese Gelegenheit will sich Frank nicht entgehen lassen. Einmal auf dem Weg zum höchsten Berg Ecuadors sein. „Das ist doch mal eine Herausforderung.“ Der Weg führt durch den Wald, direkt am Ufer des Tollensesee entlang. Wir grübeln. Was hat es mit dem „Chimborazo im tiefsten Mecklenburg“ auf sich?
Des Rätsels Lösung beinhaltet eine kleine Geschichte. Sie hat mit Alexander von Humboldt zu tun. Mit jenem Naturforscher und Südamerikareisenden, der Mitte September seinen 250. Geburtstag feiern würde. Humboldt hatte Anfang des 19. Jahrhunderts probiert, auf den Chimborazo zu gelangen. Bei ca. 5.600 Metern musste er umdrehen, den Gipfel hat er nie erreicht. Aber er stellte für die damalige Zeit einen Weltrekord im Höhenbergsteigen auf.
Jedenfalls war Humboldt auch mal hier in Deutschlands Nordosten. Auf dem Rückweg von Rügen wandelt der Forscher im Jahr 1843 in dieser Gegend umher. Einen kleinen Hügel am Ufer des Tollensesee benennt er daraufhin Chimborazo, als Erinnerung an sein Abenteuer in Ecuador. Der zweite „Schimborasso“ entwickelt sich rasch zu einem beliebten Ausflugziel. Bis 1945. Danach geht das Interesse daran verloren.
Es dauert gut 65 Jahre, bis sich ein paar Naturfreunde aus der Region wieder für das Kuriosum begeistern. Im Jahr 2014 wird der Hügel am See wieder zum Chimborazo. Und so entstehen Hinweistafeln. Der Weg zum 55 Meter hohen mecklenburgischen Chimborazo ist ausgeschildert. Am Gipfel und am See stehen Bänke. Mitten im Mischwald.