Nun stehen wir also am Bahnhof. Ein ausrangierter alter Waggon steht auf dem Abstellgleis. Vor dem Gebäude ein Kriegerdenkmal. Ortrand war lange Garnisonsstadt. Auch wir marschieren los. Gut gelaunt und in friedlicher Absicht. Denn auf dem Gemeindegebiet befindet sich Brandenburgs höchste natürliche Erhebung. Der Kutschenberg, 201 Meter über dem Meeresspiegel. In meiner Reihe #16Länder16Gipfel ist der Berg die Nr. 15.
„Kannst du ihn schon erkennen?“, fragt mich Christine. Ich schüttele den Kopf. „Er muss sich dort hinten im Wald befinden“, erwidere ich. „In der Nähe soll eine Motocross-Rennstrecke sein.“ Vorbei an einem Supermarkt, der Hauptstraße ein Stück folgend, sind wir rasch am Ortsrand von Ortrand. Eine halbe Stunde später biegen wir ab, in eine Ferienhaus-Siedlung. Hier stehen etliche Wochenend-Datschen. Überbleibsel aus der Zeit der DDR. Als sich die Menschen jenseits der Stadt, jenseits von SED und Stasi kleine persönliche Paradiese schufen. Grüne Oasen, in denen Nachbarn an lauen Sommerabenden zusammenhockten, eine Wurst auf den Grill legten, ein Bier miteinander tranken und sich über die Arbeit der vergangenen Woche austauschten. Viele von ihnen waren in der Eisengießerei Ortrand tätig, die es bis heute gibt. Aber die Geschäfte stocken. Seit 1. Januar 2020 läuft ein Insolvenz-Verfahren. Gut 200 Beschäftigte hoffen seither auf den Erhalt ihrer Jobs, dass es mit einem neuen Investor irgendwie weitergeht.