Die Stichworte lauten Ausbildung und Tourenplanung. Christof Schett weist in diesem Zusammenhang auf ein inzwischen großes Problem hin. Skitouren gehen boomt, nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie. Für Viele zählt zudem oft nur noch das tolle Bild auf Facebook oder Instagram. „Zahlreiche Neulinge und unerfahrene Menschen sind unterwegs, die wenig Gespür für Schnee haben. Das aber kann man erlernen. Genauso die Bewertung von Risiken. „Hilfreich“, findet Schett, „sind Tools und Apps wie „alpenvereinaktiv“, die bei der Planung präzise auf die Gegebenheiten am Berg hinweisen und sichere Routen vorschlagen.“
Hier findet man kommentierte Touren, nicht wie in vielen anderen Kanälen auf Social Media und man kann die Tour vorab am Computer planen, sieht Hangneigungen, Entfernungen und bekommt somit ein Gespür für die Tour. Dazukommt der Lawinenlagebericht, der jeden Tag erscheint und für den Alpenraum sehr präzise ist. Natürlich kann man auch Kurse besuchen. Die Alpinen Vereine wie z.B. der Deutsche Alpenverein bieten jedes Jahr eine Menge Seminare an. Für Jugendliche gibt es das Projekt RisknFun des Österreichischen Alpenvereins. Neben der Tourenplanung gehört natürlich eine passende Ausrüstung zu jeder Tour.
„Es zählt buchstäblich jede Sekunde!“
Und das gehört zu jeder Skitour: Funktionstüchtige Ausrüstung , ein intaktes Lawinensuchgerät (LVS) zur Ortung, eine Lawinenschaufel und inzwischen auch ein sogenannter Lawinenrucksack mit Airbag. Vor der Tour sollte man das Material immer prüfen. „Und jeder Tourengeher muss wissen, wie die Ausrüstung funktioniert“, erinnert Schett. Länger als 15 Minuten unter den Schneemassen unentdeckt „begraben“ zu sein, senkt die Überlebenschancen deutlich. Deshalb sollte man auch nie alleine unterwegs sein, mindestens zu zweit. Bei Aufstieg und Abfahrt im freien Gelände immer genügend Abstand halten. So wächst die Chance, dass ein Tour-Teilnehmer nicht in eine Lawine gerät und helfen kann. „Wichtig ist auch trotz Lawinenrucksack, Helm, Protektoren usw. sein Risikoverhalten zu ändern und nicht zwingend an der Tourenplanung festzuhalten,“ bringen es die Skitouren-Experten Schett und Webhofer auf den Punkt.
Gerät man trotz aller Vorsicht in eine Lawine, geht zumeist alles sehr schnell. Prinzipiell gilt es zwei Dinge zu beachten: 1. Möglichst lange versuchen auf der Lawine zu bleiben, 2. Wenn man unter die Lawine kommt, die Hände vor das Gesicht halten, um eine Atemhöhle zu schaffen. Dann kann man nurmehr auf Hilfe warten. Für die Retter gilt: Ruhe bewahren, Notruf (122) absetzen und sich einen Überblick verschaffen. Wo ist der Vermisste in die Lawine geraten, wo ist er verschwunden? Die Oberfläche scannen, gibt es Zeichen wie Stöcke, Handschuhe? Sie geben möglicherweise Hinweise, wo der Verschüttete sein könnte. Dann LVS umstellen und mit der Suche beginnen. Hat man den Verschütteten geortet, mit dem Graben beginnen und auf Rettung aus dem Tal hoffen.
Touren mit Ski oder Snowboard machen riesigen Spaß. Da ist sich eine immer größer werdende Fangemeinde einig. „Viele Menschen verhalten sich auch umsichtig“, so Schett. Eine 100prozentige Sicherheit gibt es nie. Deshalb sollte jeder, der ins freie Gelände geht, einen gewissen Respekt vor Lawinen haben, denn eine Lawine bedeutet immer Gefahr. Es müssen nicht immer die steilsten Abfahrten sein. Es gibt so viele Touren, die deutlich weniger Risiken heraufbeschwören und trotzdem ein wunderschönes Naturerlebnis bieten. Wer unsicher ist, nimmt sich lieber einen erfahrenen Tourenführer. Die kennen die Region, wissen Bescheid und drehen im Zweifel um. Das ist kein Scheitern sondern vernünftig.“