Von Modder & Glück

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 17. August 2024

Im zweiten Weltkrieg zerstört und wieder aufgebaut: Das Knochenhaueramtshaus und der historische Marktplatz am Rathaus.

Bis heute weht durch die Stadt mehr als nur ein Hauch der Geschichte. Obwohl Hildesheim im zweiten Weltkrieg zu großen Teilen zerstört wurde. Vor allem die Altstadt, die bis dahin weltberühmt für ihre Fachwerk-Architektur war. Von 800 historischen Gebäuden blieb nur rund ein Viertel erhalten.

Einige der zerstörten Bauten wie das Knochenhaueramtshaus am Rathausmarkt ließ die Stadt nach langer Debatte Ende der 1980er Jahre wieder errichten. Die feierliche Wiedereinweihung des historischen Marktplatzes 1989 erlebte ich nicht mehr. Ich wollte weg. Nach Abitur und Grundwehrdienst verließ ich Hildesheim, um im fränkischen Bamberg zu studieren, zu arbeiten und zu schwimmen. Mit der Schwimmerei hatte ich 1979 im Stadtteil Himmelsthür begonnen. Beim gleichnamigen Turn- und Sportverein und Trainer Franz Tylinski.

Kopf wie eine Gasuhr

F. Tylinski

Ich erinnere mich gut an unsere erste gemeinsame Trainingseinheit. Herr Tylinski ließ seine Schützlinge einen Stundentest schwimmen, als ich mit meinen schon 15 Jahren (viel zu alt) das erste Mal in das Hallenbad zum Trainings kam. Er musterte mich kurz und erklärte mir, dass ich jetzt 60 Minuten durchschwimmen solle, die Bahnen zählen und ihm am Ende die Gesamtzahl nennen müsse. So etwas hatte ich noch nie getan.

Rote Birne im Hallenbad

Eine Stunde am Stück. Ich schluckte, sprang ins viel zu warme Wasser und schwamm. Wie befohlen eine Stunde lang. Ohne Pause. Alles Kraul. Mit jeder absolvierten Bahn glich mein Kopf immer mehr einer riesigen Gasuhr. Mit hochroter Birne kroch ich aus dem Becken. Geschafft. Erschöpft. Zufrieden.

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