Wider die Routine

Wider die Routine

 21. Mai 2023

Weite Wege

Doch dafür braucht es etliche Voraussetzungen. Nicht allein finanzielle, sondern gesellschaftliche, geistige und körperliche: Wer gesunde und einigermaßen trainierte Beine hat, kann ziemlich weite Strecken gehen. Unsere Hände und Finger sind in der Lage, recht komplizierte Hilfsmittel anzufertigen. Doch am wichtigsten scheint das Hirn zu sein: Es ermöglicht uns abstrakt zu denken. Wie sieht es woanders wohl aus? Auch spielen genetische Einflüsse eine Rolle.

Unterwegs zu sein, bedeutet, die Freiheit zu nutzen, um Verantwortung zu übernehmen. Für sich und andere.

Zumindest legen das Vergleichsstudien zwischen sesshaft und nomadisch lebenden Völkern nahe. Natürlich spielen auch das soziale Umfeld, gemachte Erfahrungen und andere Faktoren eine wesentliche Rolle. Auf jeden Fall erscheint ein gewisses Maß an Neugier und Offenheit Antrieb für Reisen im weitesten Sinne zu sein. Der Durst, Neues zu entdecken und zu erfahren, sich (s)eine Meinung bilden. Oder wie es Johann Wolfgang von Goethe sagte: „Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen.“ Die Liste kluger Köpfe, die es ähnlich formuliert haben, ist lang. Meist sind es Menschen mit ausgeprägter Kreativität und Neugier, Erfindungsgeist und der Liebe zur Abwechslung. Personen, die starre Strukturen als weniger wichtig empfinden als andere. Die es vielleicht sehen wie der Schriftsteller Paulo Coelho: „Wer denkt, Abenteuer seien gefährlich, sollte es mal mit Routine versuchen: Die ist tödlich.“ 

Das Ungewisse reizt

Seit ich meine feste Anstellung aufgegeben habe, bin ich noch mehr unterwegs. Ich habe das Glück, immer wieder spannende Menschen kennenlernen zu dürfen, mich von ihnen inspirieren lassen. Das Podcast-Projekt zu den Bergsteigerdörfern im Österreichischen Alpenverein etwa zwingt auf angenehmste und intensive Weise, mich mit anderen Denkweisen auseinanderzusetzen. In jedem Dorf, in jedem Tal, in jedem Land, mit jedem Gesprächspartner. Egal, ob mit Bergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner am Attersee, dem Bürgermeister von Außervillgraten Josef Mair oder dem Metzgermeister Markus Salcher im Lesachtal. Langeweile gibt es keine. Zumal die Menschen merken, wenn sich wirklich jemand für sie interessiert.

Es sind oft die kleinen Dinge, die in während der Gespräche große Gefühle oder Gedanken auslösen. Das mag mitunter anstrengend sein. Das Leben eines Reisenden ist aber vor allem eines: Ein riesiges Geschenk. Ich nehme es dankbar an.

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