Ansturm auf die Todeszone

Ansturm auf die Todeszone

 28. Mai 2023

Mehr geht nicht…. (pixabay)

Anders bei Edmund Hillary und Tenzing Norgay. Auch die letzten 100 Meter auf dem Gipfelgrat können die beiden Bergsteiger nicht aufhalten. Selbst eine rund zwölf Meter hohe vertikale Felswand nicht. Mit ihren Eispickeln klettern sie an dieser eisigen Stufe empor. Lange Zeit wird die Stelle deswegen Hillary Step genannt. Ein schweres Erdbeben zerstört 2015 diese Passage. Der Aufstieg auf das Dach der Welt ist dadurch zwar etwas entschärft worden, ein Nadelöhr bleibt das Gelände weiterhin.

Ralf Dujmovits im Everestgebiet (Quelle: Dujmovits)

Ralf Dujmovits hat vor einigen Jahren dokumentiert, was damit gemeint sein könnte. Der erfahrene Bergsteiger fotografiert einen hunderte Meter langen Menschen-Stau. Mitten in der Todeszone, dort wo der Sauerstoffdruck in der Luft nicht ausreicht, um sich länger aufzuhalten. Etwa auf 8.000 Metern. Das Bild geht um die Welt. Es zeigt, was am Everest geschehen ist. Seit 1953 haben etwa 11.000 Männer und Frauen den höchsten Berg der Erde bestiegen. Jedes Jahr werden es mehr. Für wen Geld keine Rolle spielt, kauft sich in Expeditionen ein. Zwischen 45.000 und 100.000 Euro kostet das. Manchmal scheint es sogar egal zu sein, ob die Aspiranten körperlich und mental überhaupt in der Lage sind, die Strapazen und Herausforderungen zu meistern. Nicht wenige von ihnen (etwa 300) haben mit ihrem Leben bezahlt. Zahlreiche Leichen säumen den Weg durch das ewige Eis.

Das ist Massentourismus

Reinhold Messner

Reinhold Messner, der 1978 gemeinsam mit Peter Habeler als erster Mensch den Everest ohne zusätzlichen Sauerstoff besteigt, sagt: „Das hat kaum mehr etwas mit Alpinismus zu tun. Das ist Massentourismus in menschenfeindlichem und extremem Gelände.“ Das hält diverse „Abenteuer-Agenturen“ aber nicht davon ab, inzwischen auch Luxus-Besteigungen anzubieten. Mit Hubschrauberflug ins Basislager auf gut 5.300 Meter, Essen à la carte, medizinischer Betreuung und Teehaus. Ein Ende des Booms ist nicht absehbar. Allein 2023 hat das Tourismusministerium in Nepal fast 500 mal die Genehmigung für die Besteigung des Everest ausgestellt. Kosten: Rund 10.000 Euro. In China ist eine Lizenz noch teurer, um von der tibetischen Seite auf den Gipfel zu klettern.

„Das hat mit Alpinismus nichts mehr zu tun“ – Reinhold Messner

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