
November 1950: In München geboren, beginnt „Vreni“ im jugendlichen Alter mit dem Schwimmtraining. Mit 18 Jahren nimmt sie 1968 in Mexiko an ihren ersten Olympischen Spielen teil. Über 100m und 200m Brust. „Mit der Höhe bin ich nicht klargekommen“, erzählt die großgewachsene Frau. „Mehr als die Vorläufe waren nicht drin.“ Heute lacht sie darüber, zumal sie vier Jahre später wieder dabei ist. In ihrer Heimatstadt, in eben diesem Olympiabad. In der Halle, in der US-Schwimmer Mark Spitz sieben Goldmedaillen jeweils mit Weltrekordzeit gewinnt und alle anderen Teilnehmer ein bisschen neben sich verblassen lässt.
„Gehn‘ ma jetzt eini?“
Vreni Eberle kurz nach dem Interview

„Gesehen habe ich ihn mehrfach“, erinnert sich Vreni Hawe. „Aber geredet haben wir nie, der war ja in einer ganz anderen Liga.“ Da hakt Michael Hahn kurz ein. „Du hast zwar kein Gold geholt, aber erfolgreich warst du auch.“ Denn die damals 22-Jährige gewinnt mit der 4 x 100m Lagenstaffel die Bronzemedaille. „Ohne dich wäre die Staffel nicht mal ins Finale gekommen“, erinnert sich Hahn.

Frau „Vreni“, die bis heute als Schwimmtrainerin bei der SG Oberland am Beckenrand steht, winkt bescheiden ab. „Gehn‘ ma jetzt eini?“
Mai 1984: Vreni, Lars und ich sind auf Nummer ACHT, der Bronzebahn von 72. Die ehemalige Physiotherapeutin schwimmt noch immer elegant und kraftvoll, vielleicht nicht mehr ganz so schnell wie Anfang der 1970er Jahre, aber ausdauernd. „Vreni, das schaut richtig gut aus“, lobt Sportwissenschaftler und Uni-Professor Hahn vom Beckenrand aus. Er lächelt. Obwohl er keine guten Erinnerungen an das Bad hat. Der Lagenschwimmer aus Burghausen wollte sich 1984 bei den Deutschen Meisterschaften in München für die Spiele in Los Angeles qualifizieren. Er gewann seine Rennen, verpasste aber die Normen, Olympia blieb ihm versagt. „Letztlich war es das Aus meiner Karriere. Aber das Leben ging weiter.“
September 1972: Selbst, als das schwere Terror-Attentat mit 17 Toten Olympia überschattet und der Abbruch der Spiele im Raum steht. Doch „the games must go on.“ Vreni Hawe erinnert sich gut, obwohl sie den Anschlag nicht hautnah miterlebt hat. „Die Fröhlichkeit war wie weggeblasen.“ Das ändert aber nichts daran, dass die rüstige Rentnerin bis heute gerne an die Spiele zurückdenkt. „Ich konnte abends vom Olympiabad mit dem Radl heimfahren, mit der Bronzemedaille um den Hals.“ Nach den Spielen beendet Vreni Hawe ihre Schwimmkarriere. Ihr gelingt damals der Absprung in ein neues Lebenskapitel und Lars jetzt der vom Zehnmeterturm… hinter dem großen Olympia-Wettkampfbecken.
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