Was dann passiert, kann sich – wer das DDR-Sportsystem nicht kennt – kaum vorstellen. Rica Reinisch studiert zwar auf Lehramt (ohne Abitur), aber an einer Schule unterrichtet sie nie. Sie hat Ausreiseanträge in die Bundesrepublik Deutschland gestellt. „Da haben sie dich dann auf dem Kieker“.


Dann macht die junge Frau, die mit Fehlgeburten zu kämpfen hatte, eine Ausbildung zur Kosmetikerin und Maskenbildnerin. Von ihrem Kindheitstraum Schlagersängerin hat sie sich längst verabschiedet. „Meine Stimme ist wegen des Dopings zu tief gewesen.“ 1988 wird ihr dritter Ausreiseantrag bewilligt, binnen weniger Stunden muss sie in die BRD und kommt tief in den Westen der Republik. Erst Koblenz, dann Köln. Dort lässt sie sich bei RTL zur Journalistin ausbilden. Nur ein kurzes Gastspiel wird das, „obwohl mir das Filme machen und Antworten heraus zu kitzeln schon Spaß gemacht haben.“ Für den späteren Beruf, für „meine Berufung hat mir das aber sicher nicht geschadet.“ Sie lernt die richtigen Fragen zu stellen.

Heute arbeitet Rica Reinisch als systemischer Coach in Eschweiler bei Aachen. Sie berät Firmen, Manager*innen und Privatpersonen. Vermittelt ihnen das, was sie selbst nie verloren hat: Ihre Energie, ihre optimistische Lebenseinstellung und ganzheitlich zu denken. „Ich mache Menschen glücklich“, sagt die 56-Jährige, die inzwischen „mit großer Leidenschaft die Oma gibt. Enkelchen Freddy ist mein ganz großes Glück.“ Die ehemalige Spitzenschwimmerin schaut beseelt über den Tisch, dann nippt sie an ihrer Kaffeetasse und streicht durch ihre langen blonden Haare. „Das Leben ist zwar wie eine Sinuskurve, mit Höhen und Tiefen, aber wir können dieses Auf und Ab kraft unserer Gedanken steuern.“
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