Unterkriegen lässt sich Rica Reinisch nicht. Sie schaut auf diese zum Teil verrückte Welt auf ihre ganz persönliche Art und Weise: versöhnlich, freundlich, den Menschen zugewandt. „Ich liebe Begegnungen, im Beruf, im Privaten oder im Urlaub.“ Zuhören, sagt die Goldmedaillengewinnerin von Moskau, sei so wichtig. „Viele haben es verlernt. Das finde ich schade.“ Denn lebenslanges Interesse, Spaß daran zu haben etwas zu lernen, scheint dem „unbeugsamen Sonnenschein“ aus Sachsen in den Genen zu liegen. Und doch vergisst die inzwischen auch passionierte Golferin nie die Vergangenheit. In Erinnerungen stöbern, das macht dankbar und demütig.
„Trotz aller Widerstände habe und hatte ich immer meinen Spaß“, sagt Rica. Auch 1980 bei den Olympischen Spielen in Moskau, obwohl sie und ihre ebenso erfolgreiche Teamkollegin und damals beste Freundin Ute Geweniger (heute Kraus) die Härte des DDR-Sportsystems zu spüren bekommt. Die beiden feiern nach Ende der Schwimm-Wettkämpfe ihre Siege im olympischen Dorf, schlagen mit mehreren Flaschen Sekt und Sportlern aus anderen Nationen (auch westlichen) über die Stränge. Der Präsident des Deutschen Turn- und Sportbundes der DDR, Manfred Ewald, bekommt Wind davon und ist empört. Zur Strafe wird dem Gespann Reinisch/Geweniger die Prämie für eine Goldmedaille (25.000 DDR-Mark) gestrichen.
Und die Ehrennadel gibt es auch nur in Silber. „Eine Frechheit war das“, sagt Rica Reinisch heute mit einem Lachen. Wie die damals 15-Jährige seinerzeit in ihr Zimmer gekommen ist, „weiß ich bis heute nicht. Aber die Party war super.“ So eine Feier gönnt Rica Reinisch auch den Sportlern, die in Tokio an den Start gehen. Doch die Corona-Pandemie überschattet die Spiele in Japan. Strenge Hygiene-Vorschriften herrschen. Zuschauer gibt es keine. Nur im Fernsehen. „Klar schaue ich mir das an. Die deutschen Schwimmer*innen sind nach einer langen Durststrecke wieder auf dem aufsteigenden Ast. Das freut mich sehr.“
Die Bilder von Olympia 1980 und die Erinnerungs-Fotos hat Rica Reinisch zur Verfügung gestellt.
Danke für diesen Bericht! Ich wollte unbedingt als Kind und Schwummerin auf die KJS nach Rostock und meine Mutter war stets dagegen. Heute weiß ich warum….Danke für die offenen Gespräche.!
Vielen Dank, liebe Conny…
ein wunderbarer Blog, Jörg Danke auch an Rica Reinisch für ihre Offenheit!
Und weißte noch Jörg , eines unsere Gespräche auf einer Wanderung drehte sich auch um dieses Thema im Leben in der DDR Vieles was hier geschrieben steht und mit Ton hinterlegt ist erinnert mich an meine eigene Geschichte.
Danke und bis bald
Matthias
Lieber Lieblingsbürgermeister,
danke für deinen Kommentar.