Vorweg: Ich reise gerne mit der Bahn. Über Verspätungen, gestopft volle Waggons, nicht funktionierende Toiletten oder Zugausfälle möchte ich hier aber nicht schreiben. Obwohl ich mir bei Letzteren nicht so ganz sicher bin. Auf dem Heimweg von Magdeburg nach Hamburg. Umstieg in Wittenberge in einen Eurocity. Alles planmäßig. Der Zug ist voll besetzt. Aber ich habe Glück und finde im Waggon hinter der Lokomotive noch ein Plätzchen.

Erstaunlicherweise ist dieser Wagen nur spärlich mit Passagieren besetzt. Ich nehme Platz, richte mich ein. Schräg gegenüber sitzt ein Mann in Monteurs-Montur und redet ziemlich laut in sein Handy. Dabei fallen immer wieder wenig charmante Kraftausdrücke. „Du Arsch“ ist der freundlichste. Der Herr, der wohl so um die 50 Jahre alt sein mag, trägt keine Maske, gestikuliert wild mit Händen und Füßen. Sein Sitznachbar schaut genervt.

„Juut so, Du Nazi?“

Fahrkarten-Kontrolle. Der Zugbegleiter bittet den telefonierenden Herren höflich, seine Lautstärke zu drosseln, sein Ticket vorzulegen und eine Maske zu tragen. Den Fahrschein zückt der Mann aus seiner Latzhose. Nicht leise, sondern laut. Noch lauter. „Ick hab keene Maske“, bellt er dem Bahnbediensteten entgegen. „Dann müssen Sie den Zug verlassen. Hier gilt Maskenpflicht.“ Der Mann entleert seinen Rucksack auf dem Boden, schnappt sich eine Unterhose und zieht sie sich über den Kopf. „Juut so, du Nazi?“

Der Zugbegleiter schaut irritiert, belässt es dabei und kontrolliert die anderen Fahrgäste. Der Poltergeist mit dem Handy hat sein Telefonat unterdessen beendet. Das Gerät schmeißt er in hohem Bogen durch das Abteil. „Scheiß-Handy. Ick will nach Kiel. Is dit dea richtije Zuch?“ Ich nicke. „Willste nicht reden mit mia?“ Ich entgegne ruhig: „Ich muss noch arbeiten, sorry.“ „Haste mal ne ‚Maske für mia. Sonst flieg aus’m Zuch, du Idiot.“