Die harten Kerle ganz weich. Zärtlich. Bestens gelaunt. „Jetzt erstmal Kaffee“, sagt Lore Nissen und stellt zwei Kannen auf den Tisch und „n‘ büschen Zucker und Milch.“ Es gibt viel zu erzählen. Wie Fiede vor einigen Jahren in den Ruhestand gegangen ist und sich bis heute ein bisschen über die Deutsche Post ärgert. „Ich war ja kein Beamter, sondern im weitesten Sinne ein selbstständiger Spediteur im Auftrag der Post. Nix Pension und so. Aber hilft ja nix.“
Jan-Lüppen nickt mitfühlend. Er kennt das nur zu gut. Der Rentner im Unruhestand betreibt viele Jahre eine Fluggesellschaft in Ostfriesland. Mit manchmal sehr speziellen Aufträgen. So lernt Brunzema den Kinobetreiber Freymuth Schultz kennen, die beiden sind sich sympathisch und einigen sich auf einen Deal. Brunzema fliegt fast 40 Jahre lang die Filme zu den Inselkinos des begeisterten Cineasten. Irgendwann entsteht daraus die Idee, das Leben in und mit der Nordsee filmisch festzuhalten. Sturmflut wird zum Projekt und zu einem Erfolg. Brunzema, Nissen und Kutschera sind mit von der Partie.
„Unvergesslich schön, wegen der tollen Menschen“
Schauspielerin Christine Kutschera
„Eine Zusammenarbeit, die ich nie vergessen werde“, sagt Christine Kutschera gerührt. „Weil Sturmflut, Gezeiten und das Hallig-Leben für mich damals etwas ganz Neues waren. Vor allem aber, weil ich so liebe und tolle Menschen kennenlernen durfte.“ Bis heute halten Filmvater, Kino-Tochter und Schwiegersohn Kontakt, sind gut befreundet. Und manchmal treffen sie sich. So wie heute auf Langeness.
Dort, wo die Nordsee das Leben bestimmt. Wo man Sonnenaufgänge bestaunen kann, die denen in der Karibik in nichts nachstehen. Wo mehr Kühe und Schafe leben als Menschen. Wo der Nachbar gerade noch in Sichtweite auf seiner Warft lebt. Wo im Sommer Touristen ihren Urlaub verbringen, aber spätestens im Spätherbst wieder Ruhe einkehrt und die Halligbewohner weitgehend unter sich bleiben. Wo sich auf den Sandbänken Seehunde sonnen. Und wo das Land so flach ist, dass man sieht, wer übermorgen zu Besuch kommt.
Familie Nissen und Inselflieger Brunzema lieben das alles. „Jo, Berge sind schon auch ganz nett“, sagt Jan-Lüppen. Dabei zieht er die Stirne kraus. „Aber die Küste zieht mich wie ein Magnet immer wieder heim.“ Fiede klopft seinem Freund zustimmend auf die Schulter. Der Rentner war auch schon mal im Hochgebirge, hat seinen Post-Kollegen auf Deutschlands höchstem Gipfel, der Zugspitze besucht. „Da geht ja manchmal erst mittags die Sonne auf. Bei uns macht sie das, wie sich das gehört. Morgens. Eine Hallig bleibt eine Hallig.“