Wohl auch deswegen hat Schwimmbundestrainer Bernd Berkhahn seinen deutlich älteren Kollegen 2018 an den Olympia-Stützpunkt nach Magdeburg geholt. Als Assistenten. „Ihm brauchte ich nicht erklären, wie was funktioniert. Der hat so viele Erfahrungen, die reichen für Drei“, sagt Berkhahn. Ein guter Griff offenbar: Erstmals seit Jahren holen deutsche Schwimmer 2021 bei Olympia wieder Medaillen. In Tokio gewinnen Sarah Köhler und Florian Wellbrock (beide über 1.500m) Bronze im Becken.
Im Freiwasser schwimmt Wellbrock über zehn Kilometer der Konkurrenz davon und ist der erste deutsche männliche Schwimm-Olympiasieger seit Michael Groß 1988. Hinter dem Erfolg stehen die Magdeburger Trainer Berkhahn und sein Assistent Warnatzsch. „In vielerlei Hinsicht ticken wir recht ähnlich“, sagen beide freundschaftlich und wertschätzend übereinander. Am liebsten reden die zwei Trainer aber nicht über-, sondern miteinander. Früh morgens in der Elbeschwimmhalle etwa. Dann hat Warnatzsch schon Espresso gekocht. „Dabei lässt es sich besser quatschen.“ Auch über vergangene Zeiten und die unterschiedlichen Systeme. DDR/BRD, rundum versorgte Sportlerinnen und Sportler damals, sehr eigenverantwortliche Athleten heute. So einfach macht sich Trainerfuchs N.W. das nicht:
„Norbert ist ein Glücksfall. Wir kennen und schon ziemlich lange und ergänzen uns bestens, obwohl wir beide gelegentlich ziemliche Dickschädel sind. Aber dann reden wir in aller Ruhe miteinander. Am Ende lachen wir meistens und arbeiten gemeinsam an den Zielen. Kelly ist zielstrebig, wirklich gerecht und in jeglicher Hinsicht aufgeräumt. Sein spezieller Humor, seine Gelassenheit und sein großes Wissen kommen hinzu und sind hilfreich. Die Sportler und ich schätzen ihn sehr. Außerdem kocht er hervorragenden Espresso.“ Bernd Berkhahn (Bundestrainer Schwimmen):
Natürlich sprechen Berkhahn und Warnatzsch beim Frühkaffee auch immer mal wieder über den Abstecher nach Indonesien Anfang der 1990er Jahre. Die Mauer ist gerade eingerissen, niemand weiß, wie es für die Schwimmtrainer der DDR weiter geht. Stasi- und Dopingvorwürfe stehen im Raum. „Da wurde, was mich betrifft, viel falsches Zeug behauptet,“ sagt der Diplomsportlehrer und erinnert sich an das Angebot aus Jakarta. Ob er nicht die indonesische Nationalmannschaft trainieren wolle? Er will. Ohne ein Wort Englisch im Gepäck. Die Sprache bringt er sich rasch bei. Mit Hörkassetten Tag und Nacht. „Zum Schluss habe ich sogar auf Englisch geträumt.“