Es war einmal ein Löwe. Er lebte noch vor der großen Kälte in Kleinasien. Aslan war ein glückliches Tier. Und ein schlaues. Ein Löwe, der es verstand, seine Sippe zu schützen. Wenn es darauf ankam, stellte er sich vor seine Familie und verteidigte sie mit all seiner Stärke. Doch Aslan war in die Jahre gekommen und der Elan der Jugend verschwunden.

Die Augen sahen nicht mehr ganz so scharf, die Pranken waren nicht mehr ganz so flink und die Mähne etwas struppig. Die schwindenden Kräfte machte Aslan jedoch mit klugen Gedanken wett. Allerdings war er manchmal ungeduldig. Dennoch akzeptierten ihn die anderen Löwinnen und Löwen als ihren Anführer. Schließlich hatte er sie all die Jahre gut durch harte Zeiten gelenkt. Aslan lag etwas träge unter einem großen Baum, der angenehm kühlen Schatten spendete.

Den Löwen plagten seit Tagen unsägliche Zahnschmerzen. Auch Aslans Gebiss war offenbar in die Jahre gekommen. An Fressen war kaum zu denken, obwohl ihn das Rudel mit bestem Futter versorgte. Das Kauen der kargen Kost fiel dem Anführer schwer. Die anderen Tiere betrachteten die Lage ihres Königs mit Sorge. Keines von ihnen wusste Rat.

An jenem heißen Tag also kam gegen Mittag eine Hyäne des Weges. Normalerweise hätte sie wohl einen großen Bogen um das Löwenrudel gemacht. Heute aber war es anders. Denn Sırtlan, so hieß die Hyäne, ging schnurstracks auf den missmutig dreinschauenden Aslan zu. Dieser guckte überrascht und fragte Sırtlan, was er denn im Schilde führe. Ob er gar keine Furcht vor den starken Löwen habe. Sırtlan schüttelte den Kopf. Er habe gehört, dass der König der Tiere fürchterliche Zahnschmerzen habe. Er wolle ihm helfen, weil er sich auf die Heilkunst verstehe.