Christof Wandratsch ist (k)ein Träumer. Obwohl: Bei genauer Betrachtung stimmt diese doppeltdeutige Aussage nur bedingt. Denn der Extremschwimmer und zigmalige Weltmeister im Eisschwimmen träumt sehr wohl. Was den gebürtigen Franken vielleicht von anderen Menschen unterscheidet ist, dass er es nicht bei Träumen belässt. Der „Wandi“, wie ihn Freunde nennen, setzt seine Wünsche und Träume um. Schon sein ganzes Leben lang. Wer es nicht glaubt, sollte den 56-Jährigen besuchen.
Denn da, wo Wandratsch lebt und arbeitet, bekommt der Besucher recht eindrucksvoll vor Augen geführt, wie der Schwimmer mit seinen Träumen umgeht. Haiming in Oberbayern. Es ist März. So richtig mag sich der Frühling noch nicht einstellen. In der Nacht herrscht Frost, tagsüber ist es kühl, windig und regnerisch. Doch vom Grundstück des Sportlers dringen Laute, die Kennerinnen und Kenner sofort als Schwimmgeräusche identifizieren. Es gurgelt, platscht, spritzt, zischt. Und nach jeweils ca. 20 Sekunden macht es „wummsch“… . Christof Wandratsch beherrscht die sogenannte Salto-Wende aus dem FF, er zieht seine Bahnen. Meter für Meter, Kilometer für Kilometer, Tag für Tag, Woche für Woche. Seit einigen Jahren eben in seinem eigenen sogar wettkampftauglichen Swimming-Pool.
„Da kann ich schon zwei Stunden trainieren„
„Es war immer mein großer Traum, ein eigenes Becken zu haben“, erzählt „der“ Wandi mit einem spitzbübischen Lächeln, „um zu trainieren, wann und wie ich will.“ Seit Kindesbeinen verfolgt der gebürtige Franke diesen Traum. Vor drei Jahren wird er Wirklichkeit. „Die Corona-Pandemie hat alles noch einmal beschleunigt. Seither kann der Langstreckenschwimmer in seinem Home-Pool trainieren. Auch im Winter. Denn das Becken ist mithilfe von einer Solaranlage auch in der kalten Jahreszeit beheizt. Immerhin: Heute sind es gut zehn Grad. „Da kann ich schon zwei Stunden trainieren.“
Vorher aber muss das Becken noch gereinigt werden. Der Staubsauger taucht am Grund des Pools entlang. Er sammelt Blätter oder Steinchen ein und blubbert leise vor sich. Wandratsch steht draußen und beobachtet das alles mit stoischer Ruhe. Die Kirchenglocken läuten. Hühner gackern im Hintergrund. Der Himmel ist Wolken verhangen. „Ein Sonntag, wie er im Bilderbuch steht“, lacht der „Bademeister“. „Andere saugen gerne ihre Wohnungen, ich mein Privat-Schwimmbad.“