Es gibt Menschen in ihrem Umfeld, die sich fragen, woher die in Yokohama (ihre Eltern waren damals an der deutschen Schule in Japan) geborene Sportlerin diese Energie nimmt. Zum Beispiel am Olympiastützpunkt in Potsdam. Dort trainiert Maike seit 2017. Lange im Kader von Ex-Weltklasseschwimmer Jörg Hoffmann, inzwischen bei Trainer Mitja Zastrow. Mehrfache Weltmeisterin und Europameisterin ist sie. Trotz aller Handicaps, die sie durch das Leben begleiten. Blinddarmreizungen, Erkältungen, Verletzungen – mehrmals muss Schwarz Rückschläge und Störungen ertragen, machen eine zielgerichtete Vorbereitung auf wichtige Wettkämpfe noch schwieriger. So auch 2016. Paralympics in Rio. Im direkten Vorfeld hatte sie mit einer Infektion zu kämpfen.

Doch Maike Naomi fliegt mit dem deutschen Team nach Brasilien, hat aber keine Erwartungen. Sie schwimmt deutlich besser als gedacht. Erst auf ihren Nebenstrecken wie den 400m Freistil, dann auf ihren Spezialdistanzen. Und den 50m Freistil-Sprint gewinnt sie – auch zur eigenen Überraschung – Silber.  „Das war so cool“, erinnert sie sich heute. „Denn das nächste Ziel, die Spiele 2020 in Tokio, hatte ich längst im Blick.“ Als Maike das sagt, lacht sie. Nicht bittersüß, sondern herzhaft. „Im Blick ist gut, oder?“ Japan  – das wären für das „Sternzeichen Widder“ quasi Heimspiele gewesen. Doch dann sorgt die Corona-Pandemie dafür, dass Olympia und somit auch die Paralympics 2021 stattfinden.

„Ich fühlte mich unfassbar traurig und phasenweise tot““

Maike Naomi Schwarz über sich

Ein Dämpfer. Für alle Athletinnen und Athleten. Für Nichtbehinderte und Behinderte. Aber für Maike, den widerspenstigen Widder, ist klar: „Ich will dahin.“ Doch wie schon so oft kommt alles anders. Im Spätherbst bemerkt die Schwimmerin, die die 100m Freistil auf der kurzen 25-Meter-Bahn deutlich unter einer Minute krault, dass etwas nicht stimmt. „Damals fühlte ich mich ausgelaugt, unfassbar traurig, hohl und phasenweise tot.“ So wie sie ihre Sehkraft im Kindesalter rasch verliert, so entweicht jetzt aus ihrem trainierten Körper jede Energie. Zur ständigen Dunkelheit gesellt sich Hoffnungs- und Antriebslosigkeit. Unterste Talsohle. Tokio? Nicht nur geografisch in weiter Ferne. „Da musste ich eine extrem schwierige Entscheidung treffen. Gegen das, was mein Leben war und ist. Letztlich aber doch für mich und meine Zukunft.“

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