Sonntag früh, kurz vor 9 Uhr 30: Auf der Landesstraße 109, direkt neben dem Bach, sammeln sich Hunderte HüttschlagerInnen. Am Wegesrand stehen Gäste und Einheimische. Wieder ist ein Jahr vergangen. Die Sonne strahlt an diesem Oktobertag spätsommerlich. Die Musikkapelle, die Schützen, der Kameradschaftsbund, die Kirchengemeinde, die Klöcker- und Herreiter – Vertreter der gut 20 Vereine im Bergsteigerdorf Hüttschlag warten auf das Startsignal.
Um punkt halb zehn Uhr gibt der Zeremonienmeister das Kommando für die Schützen. Die Kapelle beginnt zu spielen, ein mehrere hundert Meter langer Tross setzt sich in Bewegung. Es geht leicht bergan. Frauen, Männer, Kinder marschieren festlich gewandet im Takt der Musik. Hier winkt der Papa seinen Kindern am Straßenrand zu, dort lächeln die Landfrauen etwas schüchtern ins Publikum. Die feschen Burschen auf den bunt geschmückten Rössern knallen mit der Peitsche. Das klingt wie eine Gewehrsalve, passt aber irgendwie zur Musik.
Vom Vater auf den Sohn
Die Klöcker und Herreiter haben Tradition in diesem Landstrich. Salzburg ist nicht allzu weit entfernt. St. Johann im Pongau heißt die Bezirkshauptstadt und der Obmann des Vereins Johannes Taxer. Er hat das Amt von seinem Vater Martin übernommen, der den Posten mehr als 20 Jahre innehatte. „Unsere Noriker-Pferde sind unser ganzer Stolz“, sagen Vater und Sohn. „Eine Leidenschaft.“
Heute sind die Rösser gestriegelt, geschniegelt und geschmückt. Das Erntedankfest ist einer von vielen Brauchtums-Höhepunkten in Hüttschlag. In jenem Dorf, das seit 2008 zur Initiative der Bergsteigerdörfer im Österreichischen Alpenverein gehört. „Auch das Kraxeln und Bergsteigen hat hier Tradition“, stellt Ortsbürgermeister Hans Toferer klar. „Deshalb freue ich mich besonders darüber, dass wir ein so intaktes Vereinsleben haben.“