Das Rauschen und Rumpeln ist noch nicht zu hören. Auf dem Weg zur Partnachklamm gurgelt der Gebirgsbach, der im Zugspitzmassiv entspringt, friedlich Richtung Loisach, also in den nächst größeren Fluss, der wiederum in die Isar strömt. Auf den Wiesen und in den Vorgärten der Häuser liegt nur wenig Schnee. Aber es ist Winter. Die Spitzen des Wettersteingebirges und der Ammergauer Alpen leuchten trotz grau-blauer Wolken weiß.
Wochenende. Meine Tochter und ich sind freilich nicht alleine unterwegs. Die Partnachklamm ist ein touristischer Anziehungspunkt in Garmisch-Partenkirchen. Seit 1912 schon. Jahr für Jahr kommen rund 300.000 Menschen, um sich das Naturdenkmal anzuschauen. Die Schlucht ist zwar nur rund 700m lang, gilt aber als eine der am meisten besuchten Klammen im Alpenraum.
„Ein nicht ganz ungefährliches Unterfangen“
Bis in die 1960er Jahre hinein nutzten Waldbauern die Partnach für die sogenannte Trift. Holzstämme aus dem Reintal landeten in dem wilden Bach und trieben durch die Klamm bis ins Tal. Ein nicht ganz ungefährliches Vorhaben. Zahlreiche Menschen starben, weil sie verkeilte Stämme lösen wollten und in den tosenden Fluten ertranken. Davon zeugen einige Bildtafeln zwischen Olympiastadion und dem Eingang zur Klamm.
Am Drehkreuz vor der Schlucht hat sich eine kurze Schlange gebildet. Die Tickets holt man sich am Schalter oder über die Online-Seite, scannt sie und schon betritt man die tiefe Einkerbung in die sich bis zu 80 Meter hoch auftürmenden Felsen. Am Grund rauscht es.
Hier und da spritzt ein bisschen Gischt in die Höhe. Es riecht nach feuchter Kälte. Der Besucherstrom geht im Schneckentempo ganz leicht bergan. Immer wieder bleiben die Menschen stehen. Stau. Sie staunen, fotografieren, beugen sich etwas über die gespannten Drahtseile, um die ganze Dimension des Naturspektakels zu erfassen. Meine Tochter und ich machen das nicht anders. Für sie ist die Partnachklamm eine Premiere, für mich das erste Mal im Winter. Der schmale Pfad verläuft immer auf der rechten Seite des Canyons, zumindest wenn man stromabwärts schaut. Flussaufwärts betrachtet halten wir uns links.