Der Regen hat etwas nachgelassen. Eduard „Kuro“ Lipták biegt um die Ecke. Er tänzelt, obwohl er ein Bierfass, zahlreiche Wasserflaschen und eine Kiste auf dem Rücken hat. Sein hellrotes T-Shirt leuchtet. Kuro ist eine Größe unter den Sherpas. Fünfmal hat er den Juraj-Memorial-Lauf gewonnen. Lipták war mit Juraj Petransky eng befreundet und gilt zum Favoritenkreis. Doch der 49-Jährige winkt ab. „Ich habe eine anstrengende Woche als Bergführer hinter mir, ich bin ziemlich platt.“
Die Tatra-Sherpas fühlen sich als Familie
Jacub Vošček lächelt milde in seinen Rauschebart: „Du stapelst mal wieder tief.“ Dann knufft der studierte Maschinenbauer seinem Sherpa-Kollegen Kuro in den durchtrainierten Oberkörper. Jacub ist 27 Jahre jung und hat seinen Ingenieursjob vorerst an den Nagel gehängt. „Das Büro ist nichts für mich. Ich will raus in die Natur.“ Ähnlich geht es Vera Malachotska, die heute zum ersten Mal dabei ist. Etwas nervös zupft die Biochemikerin an ihrem knallroten 30 Kilogramm schweren Rucksack. Vera hat vor einiger Zeit einen Fernsehbericht über die Lastenträger gesehen. „Jetzt bin ich hier und glücklich dabei zu sein.“ Inzwischen regnet es nicht mehr. Ein Mädchen läuft mit einem Karton Makové šúľance (Mohnnudeln) und anderen süßen Verlockungen über den Parkplatz. Ein letzter Energieschub. Dann klatschen sich Vera, Kuro, Jacub und all die anderen Sherpas freundschaftlich ab. „Wir sind wie eine Familie“, erzählt Kuro Lipták.
Unter dem Beifall etlicher Zuschauer gehen die Frauen auf die Strecke. Das Ziel ist die Zamkovský Hütte auf 1475m im Kohlbachtal. Der slowakische Bergsteiger und Bergführer Štefan Zamkovský hat sie 1942/43 erbaut. Gegen Ende des zweiten Weltkriegs gewährt er hier politisch Verfolgten und jüdischen Familien Zuflucht vor den Nazis. „Das gesamte Material für die Hütte haben die Sherpas, also die Vorfahren der heutigen Wettkampfteilnehmer hochgeschleppt,“ erzählt Hüttenwirtin Jana Kalinčíková. Heute kostet eine Übernachtung im Hüttenlager 16 Euro. Die deftigen Mahlzeiten wie Kraut, Knödel oder Knoblauchsuppe gehen extra. Ebenso die Getränke wie das leckere slowakische Bier.
„Für Nachschub sorgen die Lastenträger. Ganzjährig“, ergänzt Kalinčíková. „Natürlich ginge das auch mit Hubschraubern, aber die können und dürfen nicht immer fliegen. Also brauchen wir die Träger.“ Janas Handy klingelt. „Aha, die Sherpas sind auf dem Weg.“ In einer knappen Stunde werden die ersten hier sein.
Moin Wunni,
Super interessanter Beitrag 😊👍🏼😊, danke
Lieben DANK mein Freund
sehr schön und interessant
Ein herzliches DANKE für Dich.