Ein bewegtes Leben hat der Mann mit dem markanten Schnauzbart geführt. Carlo von Tiedemann kennt die hellen und strahlenden Momente. Die, die von Erfolg und Anerkennung geprägt sind. Aber der Moderator, der sich selbst als „Labertasche“ bezeichnet, weiß auch um die Schattenseiten. Schon als Kind macht er damit Bekanntschaft. Als er zehn Jahre alt ist, sucht ihn eine besondere Art der Kinderlähmung heim. Zehn Monate ist er ans Bett gefesselt, kann nur Finger und den Kopf ein wenig bewegen. Mehr nicht. „Das prägt“, flüstert Carlo fast. „Vor allem, dass mich meine Schulkameraden seinerzeit immer wieder am Krankenbett besucht haben. Lehrer inklusive.“ Jetzt sehe ich bei meinem Gesprächspartner eine Träne der Rührung. Kein Zufall, dass wir wieder auf Carlos Vater zu sprechen kommen.

„Weißt du, Jörg, wie oft ich in diesem Park schon gestanden habe?“, fragt mich der Showman. Ich schüttele den Kopf. Am 5. Februar 1971 kam Carlo von Tiedemann zum Norddeutschen Rundfunk. Seither hält er dem NDR die Treue. Im Radio, im Fernsehen und seit einem Jahr auch als Podcaster. Gemeinsam mit seiner Kollegin Steffi Banowski talkt er in der „Grauzone“ über Gott und die Welt. „Das macht riesigen Spaß“, sagt der Medienmensch. Mit 78 denkt er längst nicht ans Aufhören. „Solange ich noch drei bis vier Sätze geradeaus formulieren kann, mache ich weiter. Wenn ich darf.“ Dann lacht Carlo wie ein Schuljunge. „Ich frage mal bei der Geschäftsleitung nach, ob ich hier auch noch meinen 80. Geburtstag verbringen kann.“ Aber vorher geht der Sohn eines Generalleutnants, der Reporter, der Moderator und meist gut gelaunte Mensch wieder ins Himmelmoor bei Quickborn. „Du weißt schon: Da wo es die schnellsten Geburten gibt.“ Carlo von Tiedemann ist am liebsten in und eine Frohnatur.