Die Wellen der Nordsee schäumen ohne Unterlass an den Strand. Eine leicht zerzauste Fahne flattert im Wind. Darauf das kantige Gesicht eines Mannes mit Kapitänsmütze. Später Vormittag. Das Bistro mit dem Namen Onkel Johnny’s steht auf Holzpfählen direkt an den Dünen. Das weltberühmte „Rote Kliff“ liegt nur einen Katzensprung entfernt. Ein Schild hängt am Kiosk vor dem Gebäude: Hier FKK-Bereich! „Das hätte Onkel Johnny vermutlich nicht sonderlich gestört“, sagt Andreas Behrens.
„Obwohl er dem ganzen neumodischen Kram oft eher skeptisch gegenüberstand.“ Auch dem Massen-Tourismus, den zum Teil widersinnigen Maßnahmen zum Küstenschutz und so weiter und so weiter… .Gemeinsam mit seinem älteren Bruder Oliver hat Desche (Sylter Kurzform für Andreas) das Bistro mitten in der Corona-Pandemie vor zwei Jahren eröffnet. Aber so sind Friesen. Freiheitsliebend, sie packen an und machen, anstatt immer nur wortgewaltige Reden zu schwingen. Auch unter widrigen Umständen.
„Ich brauche keine Kohle, sondern Freunde„
Ralph Pfeifer, Grafik-Designer
„Die Friesen haben ein großes Herz für alle Menschen“, lächelt Ralph Pfeifer. „Man weiß nur nicht immer wann.“ Er muss es wissen. Vor etwa zwei Jahren zieht der Werbefachmann von Frankfurt am Main auf Deutschlands nördlichste Insel. Der bekennende Hesse hatte ein Bild von Onkel Johnny bei Instagram gesehen. Er zeichnet es in seiner Profession als Grafiker und schickt es dem Behrens-Clan.
Kurze Zeit später klingelt in Frankfurt das Telefon: „Andreas Behrens hier“, erinnert sich Pfeifer, der das Logo für das neue Bistro spielerisch entwickelt hatte. Was das Markendesign denn kosten würde, wollte Desche wissen. „Ich brauche keine Kohle, ich brauche Freunde“, entgegnet der Grafiker schlagfertig und zieht nach Sylt. Seither gehen die Behrens-Brothers und Pfeifer gemeinsame Wege. Oder sie sitzen zusammen im Bistro mit dem Strandblick, lauschen der Nordsee und trinken eine „schöne heiße Tasse Kaffee. Gerne mit Schuss.“