Gerade in solchen Situationen zeigt sich: „Scheitern gehört zum Bergsteigen dazu“, findet Dujmovits, der einige Semester Medizin studiert hat. Man muss einfach dranbleiben.“ Nicht nur körperlich verfügt der frühere Lebenspartner der österreichischen Extrem-Bergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner über eine bemerkenswerte und extrem gute Ausdauer. „Geistesgegenwart ist eine Kernkompetenz in Extremsituationen“, erzählt Ralf und erinnert sich an eine fast unglaubliche Geschichte.
Am Gasherbrum I im Himalaya. Mit Gerlinde Kaltenbrunner kommt er vom Gipfel des Achttausenders glückselig herunter. Das Wetter verschlechtert sich, ihnen kommt ein spanischer Bergsteiger, entgegen. Ralf sagt ihm, er sei spät unterwegs und ein weiterer Aufstieg sehr riskant. Der Kollege grüßt freundlich, winkt ab und geht weiter.
„Erfolg und tödliches Scheitern liegen dicht beisammen“
Wenig später. Während einer Trinkpause riskiert Dujmovits „vermutlich intuitiv“ einen Blick Richtung Gipfel, sieht wie ein roter Punkt auf ihn und Gerlinde zufliegt. Er stößt seine Frau zur Seite und schon rast dieser rote Ball in ungeheurem Tempo an den zwei vorbei. In den Tod. Es handelt sich um den spanischen Bergsteiger, der offensichtlich abgestürzt ist. „So dicht liegen Erfolg und tödliches Scheitern an einem Achttausender beisammen“, erinnert sich Dujmovits. „So etwas prägt.“
Und illustriert sein Verständnis von Ehrgeiz und Sicherheit. Ein schmaler Grat. „Lieber drehe ich um und probiere es nochmal.“ Wie bei seinen Besteigungen des Mount Everest. Mehrmals versucht der Vater einer Tochter und eines Sohnes den höchsten Berg der Erde ohne zusätzlichen Sauerstoff zu erklimmen. Er kommt zwar oben an, allerdings mit Sauerstoff-Flasche. Inzwischen hat er dieses Vorhaben gecancelt. „Man muss akzeptieren, wenn es nicht funktioniert. Ich habe meinen Frieden damit.“