Doch heute geht es nicht darum, Gipfel zu sammeln, sondern um Genusswandern. Erich Unterthurner erkundet wieder einmal die Spronser Seen. „In dieser Saison bin ich schon zum vierten Mal hier.“ Von Pfelders aus ins Dorf Tirol. Quasi einmal diagonal quer über das Gebiet. In Pfelders ist so früh kaum Betrieb. Die Seilbahnen laufen noch nicht. Im Sommer gehört das Terrain den Wanderern, den Tagesausflüglern und den Kühen auf den zahlreichen Almen.
Wie auf der Faltschnalalm etwa. Sie liegt rund 250m über Pfelders. Wir erreichen sie durch einen mäßig steilen Aufstieg durch den Wald. Eine gute Erwärmung für einen langen Wandertag. Erste Schweißperlen rinnen den „Berggeherinnen“ und „Berggehern“ von der Stirn. „Gottseidank brennt heute die Sonne nicht so sehr“, atmet Karsten Veltrup durch. Kurze Pause. Erich Unterthurner erzählt und zeigt Richtung Nordwesten zur Stettiner Hütte. Sie ist nach langer Unterbrechung wieder geöffnet. „Noch nicht so lange…“, sagt der Wanderführer. 2014 zerstört eine Lawine das Haus, das in Italien besser unter dem Namen Rifugio Francesco Petrarca bekannt ist. Benannt nach dem Dichter, der im 14. Jahrhundert wohl als einer der ersten Menschen aus Genuss auf einen Berg steigt und somit als Urvater des Alpinismus gilt. Zurück in der Gegenwart: Wir biegen nach Südwesten auf einen breiten und gemächlich ansteigenden Fahrweg ein und schlendern Richtung Faltschnaljöchl. Daneben rauscht ein wilder Bach, immer wieder liegen widerkäuende Kühe in der Wiese und wackeln adrett mit ihren Glocken.
„Kuh vadis oder Berg-Muhvie???“
Das Faltschnaljöchl auf gut 2.400m immer im Blick. Nach etwa 2,5 Stunden stehen wir auf dem Joch, schauen und horchen. Etliche Höhenmeter tiefer sammeln sich Dutzende Rinder an der kleinen Almhütte. Ein Schauspiel, ein Berg-„Muhvie“. Titel: „Kuh vadis?“