Jetzt geht es noch einmal knapp 200 Höhenmeter hinauf, durch karstiges Gelände zum Spronser Joch auf fast 2.600m. Ein kühler Wind pfeift über die Scharte. In der Senke funkeln die ersten zwei von insgesamt zehn Spronser Seen. Lang- und Kesselsee. Innehalten. Durchatmen. Genießen. Dunkel, still und verwunschen kräuseln sich die Wasseroberflächen. Kurzzeitig lugt die Sonne hinter den dichten Wolken hervor. Für einen Augenblick schauen wir in tiefgrüne große Augen. Mystische Metamorphose im Meraner Land. Für mich ein magischer Moment.
Nur wenige Schritte weiter und etwa 100m Höhenmeter tiefer wartet der Schiefersee. Der Schwarzkopf, ein 2.805m hoher wundervoller Aussichtsberg, hüllt sich in flauschige Wolken. Andere Wanderer rasten am Ufer. Im glatten Wasser des Sees spiegeln sich die weißgrauen Felsen. Unter der Oberfläche schwimmen kleine Fische umher. Wie kommen sie hierher? „Eingesetzt“, erzählt Erich Unterthurner, der etwas besorgt zum Himmel schaut. „Hoffentlich bleibt es trocken!“ Der Wanderführer möchte schließlich am Oberkaser (bewirtschaftete Alm) draußen und am besten in der Sonne sein Mittagessen genießen.
Trinkwasserspeicher für eine ganze Region
Aber vorher steigen wir weiter ab. Zum Grün- und Langsee. Letzteren hatten wir schon aus der Ferne bewundert. Jetzt sehen wir die tatsächlichen Ausmaße. Mit gut einem Kilometer Länge und bis zu 250m Breite ist er hier oben das größte Gewässer weit und breit. Und, wie die anderen Seen auch, ein wichtiges Trinkwasserreservoir für die gesamte Region. „Die anhaltende Trockenheit“, erzählt mir Karin Thaler, die Geschäftsführerin vom Tourismusverein Partschins später, „wird zunehmend zu einem Problem.“
Noch einmal ein kurzes Päuschen. Ich nutze die Gelegenheit und schwimme im fast kreisrunden Grünsee. Eingekesselt von hohen Felswänden. Unter mir dunkelgrüne Tiefe. Wieder lässt sich kurz die Sonne blicken. Wie ein Laserschwert durchschneiden die Strahlen den kühlen Hochgebirgssee. Ein Fächer aus Licht und Schatten. In allen erdenklichen Grün-Tönen. So schön. Schade nur, dass eine Wolke die Lichtspiele jäh beendet. Doch dieser Moment bleibt haften. Eingebrannt auf der Festplatte der Erinnerungen. Für schlechte Zeiten, wenn ich mich mal wieder frage: warum, was soll das und überhaupt? Erinnerungen sind ein endloser Energiespeicher. Finde ich.