Gut 20 Minuten später sitzen wir auf der Oberkaseralm. Nochmal Energie tanken für den Abstieg. Kaiserschmarren, Gulasch, Nudeln, selbstgemachte Hauswurst, Apfelstrudel, – wir bestellen das volle Programm. Obwohl das Wetter eher durchwachsen daherkommt, herrscht hier auf etwas mehr als 2.100 Metern reger Betrieb. Almwirt Stephan Burger klagt dennoch ein bisschen. „Wir finden kaum mehr Personal. Ist vielen Menschen wohl zu anstrengend.“ Dann lacht er, klopft Erich Unterthurner fast zärtlich auf die Schulter, bedankt sich und nimmt weitere Bestellungen entgegen. Am Nachbartisch wählen die Wanderer Lammbraten aus eigener Produktion und Speckknödel.
„Lecker und deftig geht es zu,
wie es sich auf einer Alm gehört„
Weiter. Wieder hinunter. Auf dem Jägersteig, vorbei an Kaser- und Pfitscherlacke. Still zählen wir die zahlreichen Stufen, die den Abstieg erleichtern sollen. Bei 987 habe ich aufgehört. Es folgen noch mindestens genauso viele. Immer wieder Ausblicke ins Meraner Land. Auf die gegenüberliegenden Sarntaler Alpen, hinüber nach Hafling (dort kommen die braven Arbeitspferde her) und hinunter ins Dorf Tirol. Ganz weit in der Ferne erkennen wir schemenhaft die Zacken und Spitzen der Dolomiten. Gut zweieinhalb Stunden dauert der Abstieg über den Mutkopf bis zum Gasthaus Hochmut.
Dort wartet die Seilbahn. Gerade zur rechten Zeit. „Mir qualmen die Socken“, höre ich mehrfach. Als wir im Dorf Tirol ankommen, schlägt die Schwüle des fortgeschrittenen Nachmittags noch einmal zu. Im Vergleich zu den kühlen Spronser Seen ist es hier unten fast schon tropisch warm. Gut für die zahlreichen Apfelplantagen- und Weinstöcke, denen dieser Landstrich ein großes Stück seines Wohlstands verdankt. Für viele Gäste ist das hier das Schlaraffenland, für Wanderer ein Paradies.