Leichtsinn, Überheblichkeit oder einfach nur ein Missgeschick? Im Vorlauf schwimmt eine B-Auswahl für Schweden als fünftbestes Quartett ins Finale. Glen sieht das im TV. Beim Mittagessen im olympischen Dorf dann die Nachricht. Die schwedische Lagenstaffel ist disqualifiziert – wegen eines Frühstarts. „Mir hat es den Boden unter den Füßen weggezogen“, erzählt Christiansen mit gesenktem Kopf. Es schmerzt noch immer. Ein Jahr später schwimmt er eine Weltbestzeit über 100m Brust. Auf der kurzen 25-Meter-Bahn.
„Aber das zählte nicht mehr wirklich.“ Er beendet seine aktive Karriere, sattelt um und wird Trainer. Ein erfolgreicher. 16 Jahre nach dem „Trauma“ von Moskau gewinnt eine seiner Sportlerinnen bei den Spielen in Atlanta eine Medaille. „Offensichtlich war das mein Schicksal“, philosophiert der Schwede und nimmt einen Schluck von einem weiteren Expresso. Er selbst sollte keine olympische Medaille gewinnen, aber anderen dazu verhelfen. „Das tue ich nun seit mehr als 40 Jahren“, sagt er. Mit Leidenschaft und Erfolg.
Auf dem Tiefpunkt: „Willkommen zurück„
Christansens Mutter am Krankenbett
Niemals aufgeben eben. Auch vor zehn Jahren nicht. Glen Christiansen startet seit langem erfolgreich bei Masters-Wettbewerben. Er erzielt Weltrekorde in seiner Altersklasse und gewinnt Edelmetall bei Welt- und Europameisterschaften. Der Schwede trainiert zum Teil mit seinen Schützlingen. Mit ihnen und Freunden will er in seinen Geburtstag feiern, übrigens am gleichen Tag wie Schwimmlegende Mark Spitz. Auf Teneriffa, seiner Lieblingsinsel. Die Stimmung bestens, dann der tiefe Fall. Glen stürzt eine Treppe hinab.
Wochenlang liegt der Sportler im Koma. Die Ärzte wissen nicht, ob der Schwede jemals wieder wird laufen oder schwimmen können. Ob er sprechen kann, sein Gedächtnis wieder erlangt, ein normales Leben möglich ist?Irgendwann erwacht der Patient. Mit einer tiefen Narbe im Gesicht, Schläuchen an Armen, Beinen und Körper. Mutter Christiansen drückt die Hand ihres Sohnes und lächelt ihm zu. „Willkommen zurück.“ Nur ein halbes Jahr später steht Glen Christiansen in Hamburg an der Dove, einem Seitenarm der Elbe.
Gratuliere. Ein ganz hervorragender Beitrag über einen sehr sympathischen Menschen, den ich immer wieder im T3 treffe.
Vielen DANK. Ja, Glen ist ein interessanter Zeitgenosse und Gesprächspartner.