Hier scheint noch vieles ein bisschen mehr in Ordnung zu sein als anderswo. 40 bewirtschaftete Almen gibt es im gesamtem Großarltal. Zahlreiche Kapellen und viel Grün. Auch bei der Erntedank-Prozession. Grün steht für das Leben, die Hoffnung, Harmonie und Stabilität. Für letztere sind auch Bräuche enorm wichtig. „Wiederkehrende Fixpunkte im Jahr geben uns Struktur“, findet Anni Toferer-Lederer. Sie ist seit vielen Jahren die Chefin im Hüttenwirt.
Die Hüttschlager lieben ihre Bräuche
Ihr Kollege von schräg unten gegenüber, Markus Zraunig vom Almrösl, nickt zustimmend. „Unsere Bräuche sind uns wichtig.“ Denn: Der Brauch – hat viel mit dem Verb brauchen zu tun. Im Althochdeutschen bedeutete brūhhan so viel wie genießen, nutzen, ausüben’. An diesem ersten Sonntag im Oktober wird genossen, genutzt und ausgeübt. Wie es alte Sitte ist. Niemand rümpft in Hüttschlag deswegen die Nase. Im Gegenteil: Man ist stolz auf das, was da gefeiert wird. Das scheint den Menschen im Ort gut zu tun. Die Ärztin im Dorf, Julia Gerzer, sieht es zumindest so. „Die Hüttschlagerinnen und Hüttschlager sind bei guter Gesundheit. Körperlich wie seelisch.“
Die Medizinerin ist erst seit drei Monaten im Dorf, sie betreibt neben ihrer Praxis auch noch eine Apotheke (das österreichische Gesetz lässt das zu). In lang vergangenen Zeiten war das mit der Gesundheit der Leute sicher nicht immer so. Denn Hüttschlag war ein Bergbauort. Die Knappen rackerten unter zum Teil menschenunwürdigen Bedingungen in engen und stickigen Stollen.